Hinz&Kunzt zieht um : Das wird unser Haus

So wird unser Haus nach den Plänen der Architekten von hauschild+siegel architecture aussehen. Foto: Mauricio Bustamante

Lange hat Hinz&Kunzt von einem eigenen Haus geträumt. Nun wird der Traum Wirklichkeit – dank einer freundschaft­lichen Zusammenarbeit mit der Mara & Holger Cassens-Stiftung und der Amalie Sieveking-Stiftung.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Schon lange hat Hinz&Kunzt einen Traum: ein eigenes Haus. Wo im Erdgeschoss und im ersten Stock Räume für die Redaktion, den Vertrieb und die Verwaltung sind. Und darüber Wohnungen für Hinz&Künztler, die auf dem Wohnungsmarkt immer weniger Chancen haben und die es auch schätzen, enger an das Projekt angebunden zu sein.

„Genau genommen entstand die Idee, als wir in einem ersten Testament bedacht wurden“, erzählt Hinz&Kunzt Geschäftsführer Jens Ade. Damals war klar: „Dieses Geld soll nicht einfach in den normalen Betrieb einfließen, sondern es soll helfen, unser Projekt langfristig abzusichern.“ Also wurde es zur Seite gelegt, um daraus den Kapital-Grundstock für einen Hauskauf oder Hausbau zu bilden.

Als Schirmherrin für das Haus konnte damals Tagesschau-Sprecherin Judith Rakers gewonnen werden. Immer wenn sie bei einer Quizshow mitmachte, spendete sie uns die Gewinne. Das Bezirksamt Mitte versprach bei der Suche zu helfen. „Den allerersten Brief in dieser Sache habe ich vor exakt acht Jahren geschrieben“, sagt Jens Ade und blättert in einem Aktenordner.

Zentrale Lage ist besonders wichtig

Schnell wird klar: Man braucht sehr, sehr viel Geld, um im Innenstadtbereich ein Haus zu kaufen oder zu bauen. „Wir brauchen ja ein Gebäude in zentraler Lage, damit unsere Verkäufer, die aus allen Teilen der Stadt kommen, uns gut erreichen können“, sagt Ade. „Wir haben also überall gefragt, waren bei der Wohnungsbau­kreditanstalt, aber man sagte uns klipp und klar, wir hätten viel zu wenig ­Eigenkapital, das würde nichts werden“, erzählt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, der zur Hausplanungsgruppe von Hinz&Kunzt gehört. Sollte das Hinz&Kunzt-Haus ein schnöder Traum bleiben?

Doch dann ergibt sich 2012 ein interessanter Kontakt zu dem Unternehmer und Sozialinvestor Holger Cassens. Der hat sein Vermögen in eine Stiftung überführt, in die Mara & Holger Cassens-Stiftung. „Meine Stiftung unterstützt kulturelle und soziale Projekte, und da passt Hinz&Kunzt sehr gut hinein“, erzählt er – wird er doch von einem klaren Credo geleitet: „Ich möchte mein Vermögen nicht maximieren, ich möchte es optimieren.“

„Ich möchte mein Vermögen nicht maximieren, ich möchte es optimieren.“– Holger Cassens

Und man ­beschloss, sich zusammenzutun: Die Cassens-Stiftung würde bauen, der Bau würde auch ihr gehören, und Hinz&Kunzt würde ihn zu guten Bedingungen mieten. „Januar 2014 gab es sogar ein städtisches Grundstück, das geeignet war und das auch an eine soziale Organisation vergeben werden sollte. Wir haben uns an der Ausschreibung beteiligt – und wurden zweiter Sieger“, erzählt Ade. „Den Zuschlag erhielt damals der Träger ‚Wohnen mit Behinderung‘, da kann man nichts gegen sagen“, ergänzt Holger Cassens.

Jahrelang wurde weitergesucht. Ohne Erfolg. Dann kam Hinz&Kunzt und Holger Cassens ein Zufall zu Hilfe. Sie wurden im sogenannten Stiftsviertel von St. Georg fündig, zwischen dem Steindamm mit der U-Bahn-Haltestelle Lohmühlenstraße und dem Nahverkehrsknotenpunkt Berliner Tor: Dort hat die Amalie Sieveking-Stiftung seit 186 Jahren ihren Sitz und bietet Service-Wohnen für Menschen ab 60 an.

Neubau zwischen Lohmühlenstraße und Berliner Tor

Johannes Jörn vom Vorstand der Amalie Sieveking-Stiftung sagt: „Zwei unserer Häuser stammen aus den 1950er-Jahren, sie müssen in den kommenden Jahren für die Bewohner barrierefrei ausgestattet sein – das verlangt der Gesetzgeber.“ Jörn ist zugleich im Vorstand der Patriotischen Gesellschaft. Und in deren Beirat sitzt Holger Cassens. Die Patrioten sind wiederum Gesellschafter bei Hinz&Kunzt – so schließt sich der Kreis.

Drei Männer im denkmalgeschützten Innenhof der Amalie Sieveking-Stiftung: Holger Cassens (von links), Johannes Jörn und Jens Ade werden das Hausprojekt stemmen. Foto: Mauricio Bustamante

„Jedenfalls wurde uns schnell klar, dass ein Entkernen und Nachrüsten dieser beiden Häuser so teuer werden würde, dass man besser neu bauen sollte“, sagt Jörn. So reifte folgender Plan: Die beiden Häuser der Sieveking-Stiftung werden abgerissen. Und auf dem frei werdenden Grundstück wird so gebaut, dass eine bisherige Baulücke geschlossen und zusätzlich zu den beiden neuen Stiftungs-Häusern ein Haus für Hinz&Kunzt errichtet werden kann.

Die Wohnungen werden nie aus der Sozialbindung fallen

Das Grundstück für das Hinz&Kunzt-Haus überlässt die Amalie Sieveking-Stiftung der Cassens-Stiftung auf Erbpacht. Und die vermietet das Haus an Hinz&Kunzt. Was Stephan Karrenbauer besonders freut: „Wir haben das Belegungsrecht für die Wohnungen, und es ist vereinbart, dass diese Wohnungen nie aus der Sozialbindung fallen werden.“ Auch Holger Cassens ist mehr als zufrieden: „Für mich als Immobilienbesitzer ist es sehr angenehm, wenn ich einen zentralen Ansprechpartner habe und den habe ich mit Hinz&Kunzt.“

Der zeitliche Fahrplan: In den kommenden Wochen wird der positive Bauentscheid erwartet, und es kann mit dem Abriss der Häuser begonnen werden. „Anfang bis Mitte 2020 sollten die Häuser stehen“, sagt Johannes Jörn. „Alles wird gut“, sagt Jens Ade. Und Holger Cassens ergänzt: „So ein Projekt zu realisieren ist nicht nur sinnvoll, es macht auch richtig Spaß.“

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