Film des Monats – "Die Frau, die vorausgeht"
Wer, wie ich, eine Kleinstadt-Kindheit in den 1970er-Jahren erleben durfte, für den waren Cowboy- und Indianerspiele Freizeitroutine. Ich fand Indianer irgendwie besser. Winnetou war mein Held. Am tollsten fand ich, dass die Mädchen trotz simulierter Skalpierung und Fesselei Indianer cooler fanden als spießige Cowboys. Obwohl – oder vielleicht gerade weil jedem klar war, dass die Spießer am Ende gewinnen. Das bringt das Kernthema des Dramas „Die Frau, die vorausgeht“ auf den Punkt. Erzählt wird die Geschichte der Künstlerin und Aktivistin Caroline Weldon, die Ende des 19. Jahrhunderts nach North Dakota zieht, um bei den Lakota-Indianern zu leben und für deren Rechte zu kämpfen. Als Vertraute von Sitting Bull malte sie Porträts des Stammesführers. (Die gingen später in die US-Kunstgeschichte ein.) Das stank dem Establishment. Schnell war Weldon als Konkubine von Sitting Bull verschrien, die sich zwischen dem bürgerlichen Leben als finanziell unabhängige Künstlerin und ihrem Kampf für die Lakota entscheiden muss. Teilweise wirkt der Film schlecht ausbalanciert, aber am Ende fügen sich alle Komponenten der Geschichte doch zum großen Ganzen. Wer die Handlung kennt, der weiß: leider ohne Happy End. Ab 5. Juli im Kino.