Film – „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“
Das Fernsehen meiner Kindheit zeichnete mindestens so viel Grautöne wie neuerdings schlüpfrige Bestsellerromanzen. Ich habe mich schon immer gefragt, warum das damals „Schwarz-Weiß“ hieß. Für mich war das viel mehr. Halt wie Farbe, nur nicht so schonungslos real. Tiefsinnig mit „Citizen Kane“, spannend mit „Western von Gestern“, überdreht mit „Männer ohne Nerven“ – das war nicht minder real als das
ganz große Kino von heute. Und doch: Schwarz-Weiß-Filme gelten heute entweder als großes Arthaus-Kino oder Kassengift. Als 2012 mit „The Artist“ eine Hommage an die Stummfilmzeit fünf Oscars einheimste, feierte das Feuilleton ein „Meisterwerk“, das dennoch kommerziell so erfolgreich war wie Filterkaffee mit Schlagsahne auf dem Markusplatz in Venedig. Und nun das: Eine Sport-Drama-Romanze aus Finnland. Auf körnigem 16-mm-Film gedreht. Und gar nicht intellektuell verkopft, sondern wunderschönes, leicht schräges Herzkino. Außerdem ein Boxerfilm. Die fand ich schon immer gut.
Mit „Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki“ jedenfalls ist dem finnischen Nachwuchs-Regisseur Juho Kuosmanen ein wundervoll leichtes und doch tiefgehendes Meisterwerk gelungen. Und dabei eine wahre Geschichte. Olli Mäki war vor mehr als 50 Jahren der vielleicht beste finnische Boxer. Einer, der vor allen Dingen eins nicht sein wollte: ein tumber K.o.-Schläger. In seiner Liebeserklärung an die 1960er-Jahre erzählt Kuosomanen die letzten Wochen vor Olli Mäkis Weltmeisterschaftskampf gegen einen übermächtigen Gegner aus den USA. Mäki kämpft gegen die eigenen Pfunde, gegen seine Schüchternheit und für zärtliche Stunden mit seiner Freundin. Dann folgt der Kampf und der Tag, der der schönste in seinem Leben werden sollte. Warum, das soll hier nicht verraten werden. Eine wunderbar in den Januar passende Sinfonie aus Optimismus und Menschlichkeit. Ein emotionaler Regenbogen – auch das geht in Schwarz-Weiß.
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