Bullauge, sei wachsam!

Besuch in der umstrittenen Schifffahrtsausstellung von Peter Tamm, die bis 2007 zu einem öffentlichen Museum werden soll

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Elbchaussee 277, Nähe Jenischpark. Auf den Klingelschildern der weißen Villa steht nur „Wissenschaftliches Institut“. Nichts deutet darauf hin, dass sich im Haus eine der größten und wertvollsten Schifffahrtssammlungen der Welt befindet.

Der jüdische Friedhof und der evangelische Gärtner

Wo die Ruhe ewig ist: ein Ortstermin mit bedecktem Kopf in Ohlsdorf

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Ups – wo sind wir gelandet? Stehen an einer vierspurigen Piste mit Namen Nordheimstraße, verstehen unser eigenes Wort nicht. Linker Hand verläuft die Fuhlsbüttler Straße, vor uns ein Wohngebiet aus drei- und vierstöckigen Bauten. Durchzogen von kurzen, krummen Straßen mit sinnlichen Namen: Kerbelweg, Salbeiweg, Thymianstieg. Leere Wäschestangen. Spielplätze, auf denen niemand spielt. Keine Geschäfte. Hinter den letzten Wohnhäusern ein hoher Zaun und dichtes Gebüsch. Das müsste der südliche Rand des Ohlsdorfer Friedhofes sein. Niemand ist unterwegs, der Auskunft geben könnte.

Ein Reeder packt an

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Der Hamburger Peter Krämer bezahlt Schulen für Kinder in Afrika. Sein Sinn für Gerechtigkeit treibt ihn an. Und die Gewissheit: Das hilft auch uns Europäern

Lohn und Brot für einen Tag

In der „Jobbe“ warten Arbeitslose darauf, dass jemand sie braucht – manchmal mit Erfolg

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Harte Arbeit, wenig Lohn: Wer zur Tagesjobvermittlung der Arbeitsagentur im Norderhof im Stadtteil St. Georg geht, hat kaum Geld und keine Wahl. Viele Menschen kämpfen hier um wenige Jobs als Tagelöhner. Wer Pech hat, geht nach drei Stunden Warten ohne einen Cent nach Hause.

Odyssee einer Familie

Wochenlang wird eine Mutter mit zwei Kindern ohne Geld durch Hamburgs Notunterkünfte geschickt

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Sonnabend, 24. September: Birte Martins Pereira (39) kommt mit ihren beiden Kindern am Hamburger Hauptbahnhof an. Ihr Freund Andreas Eichelberg erwartet sie. Er ist schon seit mehreren Tagen in Hamburg. Beide sind vor Birtes Ex-Mann und ihrer Familie in Lübeck geflohen, von denen sie sich bedroht fühlen.

Unvermuteter Glücksfall

Malende Außenseiter: „Die Schlumper“ werden 25 Jahre alt und stellen in der Hamburger Kunsthalle aus

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

„Was ohn’ Vorgedanken, ohn’ Kunst, unversehens geschieht, das ist Schlump, der unvermutete Glücksfall“, schreiben die Gebrüder Grimm in ihrem Wörterbuch.

Als Rolf Laute (65) Anfang der 80er-Jahre seine Künstlergruppe „Die Schlumper“ ins Leben rief, ahnte er von dieser Wortbedeutung noch nichts. „‚Schlumper‘ lag damals auf der Hand, weil unser Atelier in den Kellerräumen des Stadthauses ‚Am Schlump‘ untergebracht war.“ Auf die Grimmsche Übersetzung stieß Laute erst später. „Das passt natürlich auf die Art der Kunst der meisten Schlumper“, sagt er, „da die Werke ohne Planung, ohne intellektuelle Vorgedanken entstehen.“ Denn die zurzeit 24 Schlumper sind Künstler mit geistiger Behinderung.

„Der Seekrieg ist keine Erfindung von mir“

Sammler Peter Tamm über seine Begeisterung für Schiffe, unbelasteten Umgang mit der Geschichte und die Vorteile des Kapitänsprinzips

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Peter Tamm, Jahrgang 1928, schlug die Offizierslaufbahn bei der Marine ein und war bei Kriegsende Seekadett. Sein Aufstieg im Springer-Verlag begann 1948 in der Schifffahrtsredaktion des Hamburger Abendblatts. Von 1968 bis 1991 stand er an der Spitze des Konzerns. 2002 verlieh ihm der Hamburger Senat den Ehrentitel Professor.

„Schnarcht mal nicht so rum!“

Der Schauspieler Peter Kurth will provozieren, verstören und vor allem aufwecken. Für ihn ist Theater noch eine moralische Anstalt

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

„Ach, du triffst dich mit dem kleinen Bruder von Mickey Rourke!“, sagt eine Kollegin und pfeift anerkennend durch die Zähne. Peter Kurth – der mentale Bruder dieses versoffenen bösen Buben des amerikanischen Films? Jetzt, wo sie’s sagt… Übernächtigt und leicht verkatert ist Peter Kurth jedenfalls, als wir uns mittags um 13 Uhr treffen.

„Wie präsentieren Sie des Kaisers Manschettenknöpfe?“

Tamm-Kritiker Friedrich Möwe über Museumspädagogik, Marinegeschichte und eine turbulente Debatte

(aus Hinz&Kunzt 153/November 2005)

Unter dem Pseudonym Friedrich Möwe hat ein Autor die Broschüre „Tamm-Tamm“ veröffentlicht, eine gut recherchierte Streitschrift zu Tamm, seiner Sammlung und dem geplanten Museum. Vermittelt über die Herausgeber der Broschüre, den „Informationskreis Rüstungsgeschäfte in Hamburg“, interviewten Detlev Brockes und Frank Keil Möwe per E-Mail.