Wer Geld hat, lebt länger

Zahlen des Monats

(aus Hinz&Kunzt 245/Juli 2013)

10,8
Jahre länger lebt derzeit ein deutscher Mann, der als Kind wohlhabender Eltern
geboren worden ist, im Vergleich zu einem Gleichaltrigen, dessen Eltern nur wenig
Geld verdient haben. Bei Frauen beträgt der Unterschied 8,4 Jahre, so das Ergebnis von
Studien des Robert-Koch-Instituts. Armut bedeutet zudem ein erhöhtes Krankheitsrisiko,
speziell in Bezug auf Herzinfarkte, Schlaganfälle, chronische Lebererkrankungen,
Diabetes (Blutzucker) und Osteoporose (Knochenschwund).

Forschern zufolge gibt es mehrere Gründe für die deutlich unterschiedliche Lebenserwartung.
So leben Menschen mit geringerem Einkommen im Vergleich zu Gutverdienern in einer
ungesunderen Umgebung, haben mehr Stress und einen schlechteren Zugang zum Gesundheits­system. Zudem ernähren sie sich oft schlechter, rauchen häufiger, trinken mehr Alkohol
und treiben weniger Sport. Experten fordern gezielte Hilfen und mehr Aufklärung.
„Allgemeine ­Vorsorgeangebote nutzen vor allem Besserverdienende und Gebildete“, so Olaf
von dem ­Knesebeck, Direktor des Instituts für Medizinische Soziologie, Sozialmedizin und ­Gesundheitsökonomie am Universitätskrankenhaus Eppendorf.

Welche Rolle Bildung spielt, zeigt der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. ­Demnach haben Kinder einkommensschwacher Eltern ähnlich gute Chancen, gesund zu bleiben, wie ihre Klassenkameraden aus reicheren Verhältnissen, wenn sie den Sprung auf ein Gymnasium schaffen. Das aber gelingt nicht einmal jedem zweiten Nicht-Akademiker-Kind in Deutschland.

Text: Ulrich Jonas