Wintereinbruch : Mehr Betten für Obdachlose

In den vergangenen Tagen haben immer mehr Obdachlose Zuflucht im Winternotprogramm gesucht. Ein Grund dafür ist der plötzliche Wintereinbruch. Da in den Notunterkünften die Plätze knapp werden, hat der städtische Unterkunftsbetreiber fördern und wohnen inzwischen sein Angebot ausgeweitet.

Winternotprogramm Weddestr
In der Notunterkunft in Horn stellt fördern und wohnen jetzt im Obergeschoss Feldbetten in alten Klassenzimmern bereit.

Mit zunehmender Kälte wächst die Zahl der Obdachlosen, die einen Platz im Winternotprogramm der Stadt in Anspruch nehmen. 704 Plätze standen von Beginn an bereit. So viele wie nie zuvor zum Start des Winternotprogramms. Lag die Auslastung um die Jahreswende noch bei etwa 70 Prozent, so waren zum Wochenbeginn bereits mehr als 90 Prozent der Plätze belegt.

Die Sozialbehörde hat in Zusammenarbeit mit fördern und wohnen reagiert: In den beiden großen Notunterkünften in ehemaligen Schulgebäuden in Horn und Marienthal wurden zusätzliche Plätze geschaffen. Denn am Wochenende werden Temperaturen von bis zu -10 °C erwartet. Im bislang ungenutzten Obergeschoss der Notunterkunft in Horn stehen jetzt weitere Feldbetten in Klassenräumen bereit. Insgesamt seien durch die Maßnahmen weitere 60 Plätze geschaffen worden, bestätigt Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. „Zudem sind aktuell in der Spaldingstraße und im Pik As noch bis zu hundert Betten frei.“ Sozialsenator Detlef Scheele verspricht: „Niemand muss in kalten Nächten auf Hamburgs Straßen schlafen.“

Zwei Drittel der Personen im Winternotprogramm sollen aus Polen, Bulgarien und Rumänien stammen. Das hat jetzt eine kleine Anfrage von Martina Kaesbach, sozialpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, zu Tage gefördert. Wie repräsentativ die Zahlen sind, ist allerdings unklar. Denn die Angaben der Obdachlosen zu ihrer Herkunft sind freiwillig. Die Anzahl der Hilfesuchenden, die keine Angaben machen, wird wiederum nicht erhoben.

Fest steht: Im Rahmen des Winternotprogramms haben bislang 150 Menschen aus Osteuropa einen Antrag auf Sozialleistungen gestellt. „In der Unterkunft Spaldingstraße werden die Neuankömmlinge an die Anlaufstelle für osteuropäische obdachlose Menschen verwiesen“, so Christiane Schröder von fördern und wohnen. Dort soll ihre Anspruchsberechtigung geklärt werden, bevor sie auf die unterschiedlichen Notunterkünfte verteilt werden. Insgesamt wurden in diesem Winter 591 Osteuropäer in der Anlaufstelle beraten. Für 179 Menschen wurde die Rückreise in ihr Heimatland organisiert, antwortet der Senat im Rahmen der Kleinen Anfrage. Denn nach Auffassung der Behörde haben Rumänen und Bulgaren in Hamburg keinerlei Anrecht auf Sozialleistungen und öffentliche Unterbringung. Die Stadt bietet ihnen lediglich einen Erfrierungsschutz. Von den 150 Anträgen auf Sozialleistungen beim Jobcenter wurden daher fast alle abgelehnt. Lediglich fünf Anträge wurden bewilligt.

Text: Jonas Füllner
Foto: Mauricio Bustamante

Unter der Telefonnummer 428 28 5000 können Bürger sich melden, wenn sie einen Obdachlosen auf der Straße sehen, der offensichtlich Hilfe benötigt. In akuten Fällen sollten Polizei oder Feuerwehr gerufen werden.