Obdachlosigkeit : Winternotprogramm endet am Montag

Wenn nach dem Wochenende die Einrichtungen mit den zusätzlichen Schlafplätzen für Obdachlose geschlossen werden, stehen rund 400 Menschen auf der Straße. Es gibt viel zu wenig Unterkunftsplätze, um sie in Hamburg unterzubringen. Setzen Sie mit uns ein Zeichen: Am Montagmorgen steigt in der Spaldingstraße eine Protestaktion, um auf dieses Problem aufmerksam zu machen.

Schließt am Montag: Das Winternotprogramm in der Spaldingstraße mit rund 230 Schlafplätzen für Obdachlose. Foto: Mauricio Bustamante

Am Montag endet das Winternotprogramm der Stadt. Das heißt: Die Unterkünfte mit den zusätzlichen Schlafplätzen für Obdachlose schließen. „Rund 400 Menschen gehen dann wieder auf die Straße“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer.

Mehr als 1400 Menschen
haben seit Beginn des Programms im November allein in der Einrichtung in der Spaldingstraße (rund 230 Plätze) übernachtet. 82 Personen haben den Winter in Wohncontainern verbracht. In einem ehemaligen Altenheim in Altona sind 60 Personen – ältere, Frauen und Paare – untergekommen. Zudem sind die städtischen Notschlafstellen Pik As (für Männer, regulär 190 Plätze) und Frauenzimmer (für Frauen, regulär 18 Plätze) überbelegt. Wer einen der zusätzlichen Schlafstellen hat, muss am Montag raus. Wer bis dahin keine neue Übernachtungsmöglichkeit gefunden hat, landet zwangsläufig auf der Straße. Eine Ausnahme gibt es: Die Bewohner des Rumond-Walter-Hauses, dem ehemaligen Altenheim in Altona, haben noch bis Anfang Mai Zeit, sich eine neue Unterkunft zu suchen.

Im Februar hatte die Sozialbehörde
eine Zwischenbilanz zum Winternotprogramm gezogen. 40 Personen wurden bis dahin in Dauerunterkünfte untergebracht. Denn darauf haben viele Obdachlose einen Rechtsanspruch. Das Problem: Die Unterkünfte sind belegt. 2686 Wohnungslose lebten zum Jahreswechsel in solchen Heimen (lesen Sie dazu auch: Warum Heime für Wohnungslose immer voll sind) Und auch günstige Wohnungen sind ja in Hamburg bekanntlich Mangelware.

1029 Obdachlose
hat die Stadt bei einer Studie 2009 gezählt. „Seitdem ist ihre Zahl eher gestiegen als gesunken“, sagt Karrenbauer. Darauf, dass in Hamburg mindestens 1029 Wohnungen für Obdachlose fehlen, macht am Montag zum Ende des Winternotprogramms das Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot aufmerksam: ab 8 Uhr mit einem 20 Meter langen Banner vor der Einrichtung in der Spaldingstraße 1. Um 9 Uhr werden wie jeden Morgen mehr als 200 Obdachlose die Unterkunft verlassen. Nur dass sie an diesem Abend nicht mehr eingelassen werden. BEB