Feuer in Textilfabrik : Wieder Opfer in Bangladesch

Bei einem Fabrikbrand in Bangladesch sind am Dienstagabend erneut Arbeiter ums Leben gekommen. Das im Mai abgeschlossene Brandschutzabkommen wird derzeit vorbereitet, zeigt aber noch keine Wirkung. Kritiker fordern nun Entschädigungszahlungen für die Opfer.

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Immer wieder brennt es in den Textilfabriken Bangladeschs, wie hier im vergangenen September.

Schon wieder hat ein Feuer in einer Textilfabrik in Bangladesch Tote gefordert: Die Clean Clothes Campaign (CCC) spricht von zehn Toten und bis zu 50 Verletzten, die das Unglück in Gazipur nahe der Hauptstadt Dhaka gefordert habe. Wie die Nachrichtenagentur epd meldet, hätten die Flammen sich innerhalb von Minuten über beide Etagen der Fabrik ausgebreitet aus. Laut Angaben des Fabrikbesitzers Emdad Hossain befanden sich demnach rund 170 Textilarbeiter in dem Gebäude. „Diese Tragödie unterstreicht, dass noch viel getan werden muss, bis die Textilindustrie in Bangladesch sicher ist“, sagte eine CCC-Sprecherin.

Das Unglück ist das letzte in einer langen Reihe von Bränden und Gebäudeeinstürzen in bangladeschischen Textilfabriken. Westliche Modehäuser, die ihre Produkte dort fertigen lassen, taten sich bisher schwer damit, Verantwortung zu übernehmen. Im Mai diesen Jahres haben dann zahlreiche Modehäuser wie H&M, C&A, Benneton, Otto und sogar Kik ein rechtsverbindliches Abkommen unterschrieben, wonach die Zustände in den Fabriken verbessert werden sollen. Unabhängige Sicherheitsinspekteure sollen künftig Instandsetzungsmaßnahmen an Gebäuden und andere vereinbarte Sicherheitsvorgaben kontrollieren. Bislang laufen aber erst die Vorbereitungen für die Umsetzung des Abkommens. Berndt Hinzmann, Sprecher von CCC: „Der Anfang ist gemacht, es geht voran!“

Unerfreulich verlaufen die Verhandlungen über Entschädigungszahlungen an die Opfer des Fabrikeinsturzes von Sabhar: Dort waren im April 1100 Arbeiter ums Leben gekommen. Im September ließen die verantwortlichen Unternehmen eine Geberkonferenz platzen, nur wenige erschien. Hinzmann sagt, die Firmen würden „Pokern“ und abwarten, wer das erste Angebot mache. „Diese Haltung kann angesichts der Opfer eigentlich nicht sein.“ Das Verhalten erinnere an Verhandlungen über Entschädigungszahlungen in vergangenen Fällen: Oft hätten die Konzerne am Ende unangemessen geringe Summen gezahlt. „Den Unternehmen geht es definitiv nicht um Verantwortungsübernahme“, sagt CCC-Sprecher Hinzmann, „sondern um Kostenminimierung.“

Beim Unglück von Gazipur könnte das anders sein, hofft die CCC: „Wir fordern alle auf, die mit der Fabrik zu tun haben, die betroffenen Familien und Personen zu entschädigen und Lohnausfälle sowie Behandlungskosten zu zahlen.“

Text: Benjamin Laufer
Foto: Action Press