Wahllokal Hinz&Kunzt

Testabstimmung bei Hinz&Kunzt und nicht ganz ernst gemeinte Spartipps für Deutschland

(aus Hinz&Kunzt 150/August 2005)

Testlauf für den 18. September: Unsere Verkäufer haben schon mal ihre Stimme abgegeben. Ergebnis: Niederlage für die großen Parteien, Linkspartei zweitstärkste Kraft.

Was die Meinungsforscher können, können wir schon lange. Was würdet ihr wählen, wenn morgen Bundestagswahl wäre?, fragten wir die Hinz&Künztler. Lesen Sie hier die Ergebnisse unserer Testwahl und Statements von Verkäufern.

Wenn jetzt Wahl wäre, hätten die beiden großen Parteien wenig zu lachen. Gerhard Schröder könnte Kanzler bleiben – dafür müsste er sich allerdings einige Mitstreiter suchen. Denn die SPD käme nur auf 22 Prozent. Ohne die Linkspartei mit ihren knapp 17 Prozent würde gar nichts gehen. Auch die Grünen mit 14,1 Prozent schnitten hervorragend ab.

Das Nachsehen hatte bei Hinz&Kunzt Angela Merkel. Die Verkäufer (zu 85 Prozent Männer) vergeben offenbar keinen Frauen- und auch keinen Ost-Bonus und erwarten auch nicht, dass die CDU alles zum Besten wenden wird. Offenbar befürchten die Hinz&Künztler eher noch weitere Einschnitte ins soziale Netz: Die CDU brachte es nicht mal auf 10 Prozent.

Dass die Rechten bei uns locker die Fünf-Prozent-Hürde nehmen, haben wir schon befürchtet. Schließlich gilt die alte Faustregel: Je benachteiligter sich Menschen fühlen, desto extremer und vor allem desto rechter wählen sie. In der Statistik liegt die NPD mit 6,2 Prozent weit vor der FDP, die mit 1,7 Prozent nicht mal in Reichweite der Fünf-Prozent-Hürde käme. Aber auch unter den „Sonstigen Parteien“ verbergen sich noch Rechts-Wähler: Die Republikaner kamen in der Testwahl auf etwas mehr als zwei Prozent.

Fast 11 Prozent outeten sich als Nicht-Wähler. Sie glauben, dass eine Wahl doch nichts bringt, vor allem nichts Gutes.

256 Verkäufer durften im Zeitraum vom 12. bis 21. Juli „wählen“, es beteiligten sich 60,1 Prozent.

Spartipps, die Deutschland retten könnten

Eine Glosse von Martin Soltau

1. Wahlkampfkostenerstattung gibt’s nicht mehr. Wieso muss ich was bezahlen, was ich nicht kaufen will.

2. Politiker, die ihr Amt verlieren, egal ob durch Abwahl, Rücktritt oder Erwischtwerden, erhalten nach einem Jahr ALG II. Aktien, Autos, Häuser und anderes Vermögen werden nach den Regeln des ALG II angerechnet.

3. Wer von der Allgemeinheit finanziert wird, muss bereit sein, dafür etwas zu leisten. Das Parlament geht für einen Euro pro Stunde Spargel stechen.

4. Abfindungen gibt’s nicht mehr. Damit müsst ihr euch abfinden.

Wieso überhaupt Politiker? Man könnte doch regelmäßig die 100 größten Firmennamen auf kleine Zettel schreiben, in Kugeln einpacken und Politlotto spielen. Lottofee wäre die Sängerin Gracia, Aufsichtsbeamter der Schiedsrichter Robert Hoyzer und die Zuschauer könnten wetten, wer welches Ressort bekommt.

Mein Tipp:

Kanzleramt: Deutsche Bank – steht für Siegeswillen, Optimismus, Hoffnung

Außenministerium: die Waffenfirma Heckler & Koch – genießt internationales Ansehen

Innenministerium: Siemens – hat bundesweit großen Marktanteil an Sicherheitstechnik

Gesundheit: BASF und Bayer – verfügen über jahrzehntelange Erfahrung

Familie: Deutsche Bahn – schließlich arbeitet ein Ehepartner in München, der andere in Schwerin, und die Kinder gehen in Köln zur Schule

Arbeit und Wirtschaft: VW – machen die doch sowieso schon lange

Umwelt: Telekom – verantwortlich für akustische Umweltverschmutzung
Soziales: gibt’s nicht mehr

Bundespräsident: wird Ernst August von Hannover, so gut, wie der sich benehmen kann …

Sollte ich mit diesem Tipp gewinnen, darf ich dann auswandern?

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