Tolle Filme, viel frische Luft

(aus Hinz&Kunzt 210/August 2010)

Das Outdoor-Cine im Schanzenpark bietet ein buntes Programm. Speisen und Getränke darf sich jeder selbst mitbringen.

outdoorcine

Wo kann man einem Fuchs auf der Leinwand beim Jagen zusehen und gleichzeitig mit den nackten Füßen über die Wiese streichen? Beim Outdoor-Cine im Schanzenpark, einem Veteranen unter den Freiluft-Kinos. Dirk Evers war vor zehn Jahren einer der ersten kommerziellen Anbieter und hat einige Höhen und Tiefen erlebt. „Angefangen hat alles vor 20 Jahren mit einem Trecker und Bauwagen im Donners Park“, erinnert sich der 45-Jährige. „Mit Projektoren aus der ehemaligen DDR, die waren erschwinglich.“ Die Vorstellungen sind gut besucht, Evers wird professioneller und sucht einen neuen Spielort. Er arbeitet mit dem Bajazzo-Zelttheater im Schanzenpark zusammen. „Aber das war manchmal schwierig: Wenn die Künstler im Zelt wegen der Zugaben nicht von der Bühne wollten, konnten wir unsere Vorstellungen nur mit Verspätung beginnen.“

Inzwischen hat Dirk Evers’ Outdoor-Cine den Park für sich alleine. „Das Flair und das Ambiente im Schanzenpark sind einmalig“, schwärmt Evers. „Hier ist es nicht urban, sondern wie auf dem Land.“ Diese romantische Atmosphäre lieben die Besucher. „Wir hatten schon Leute, die extra aus Bremen kamen, um sich den ,Herrn der Ringe‘ hier im Park anzusehen“, erzählt der Kino-Mann stolz. Programm und Publikum sind bunt gemischt. Hier treffen Blockbuster auf Arthaus-Filme, Studenten sitzen auf ihren Picknick-Decken neben Verwaltungsfachangestellten. Außerdem ist Evers schlau: Nicht für jeden Tag der sechswöchigen Laufzeit legt er das Programm im Voraus fest. Er lässt Lücken, die er je nach Erfolg und Wetter kurzfristig bespielen kann. Im August laufen auf jeden Fall David Camerons Science-Fiction-Spektakel „Avatar“, Wes Andersons liebevoller Animationsstreifen „Der fantastische Mr. Fox“ und der schräge „Dr. Parnassus“ von Terry Gilliam.

Dirk Evers und seine Mutter an der Kasse
Dirk Evers und seine Mutter an der Kasse

Schwerer als der Geschmack der Kinogänger ist das Wetter vorherzusagen. Bei Sonne bilden sich Schlangen vor den Kassen. „Wir hatten schon mal 2000 Besucher“, meint Evers. „Das war irre, aber wir waren total überfordert. Die Ordner konnten die Massen kaum noch lenken und die Getränke waren auch viel zu schnell alle.“ Dafür gibt es auch verregnete Abende, an denen nur drei Leute kommen. Dann bleibt der Projektor aus. Die Unsicherheiten bei den Einnahmen versucht Evers durch Werbung und Sponsoren auszugleichen. Kein leichtes Unterfangen. In diesem Jahr gibt es erstmals keinen Hauptsponsor. „Ich spüre ganz deutlich die Wirtschafts­krise.“ Das Kino im Schanzenpark ist aber seit zehn Jahren eine Herzensangelegenheit. Nicht nur für Dirk Evers übrigens, sondern auch für seine Mutter. Sie sitzt nämlich seit dem ersten Tag an der Kasse und reißt die Karten ab. Aber wenn die Kasse im Zirkuswagen nach der Pause schließt, geht sie nach Hause. Unabhängig davon, ob ein Blockbuster oder ein Dokumentarfilm läuft.

Text: Sybille Arendt
Fotos: Hannah Schuh

Das Freiluftkino im Schanzenpark läuft noch bis zum 29. August. Programm hier, Einlass je 20 Uhr, Beginn nach Einbruch der Dunkelheit, Eintritt: 7/6 Euro. Kinder-Open-Air-Kino: Di und Mi, 16 Uhr, 5 Euro.

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