Straßenfußball : Kiel ist deutscher Meister

Der Titel „Deutscher Straßenfußballmeister“ bleibt im Norden: Nachdem 2014 das Team aus Hamburg die Meisterschaft gewann, konnten nun „Hannibals Erben“ aus Kiel das Turnier in Aachen für sich entscheiden. Im September folgt die Weltmeisterschaft.

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„Überglücklich“: Hannibals Erben mit dem Siegerpokal.

Der neue deutsche Meister kommt aus Kiel! „Hannibals Erben“ von der Ostsee entschieden am vergangenen Samstag die 10. Deutsche Straßenfußballmeisterschaft in Aachen für sich. Mit 5:4 endete die Finalpartie gegen die „Lilienkicker“ aus Wiesbaden. Die Mannschaft des Drogenhilfevereins „Odyssee“, die schon seit 1999 besteht, darf sich damit zum vierten Mal mit dem Titel „Deutscher Straßenfußballmeister“ schmücken. Der Titelverteidiger,„Jugend hilft Jugend“ aus Hamburg, Sechster.

„Wir sind überglücklich“, sagt „Hannibals Erben“-Trainer Olaf Hansen. Mit dem Sieg seiner Mannschaft hatte er nicht gerechnet, auch weil die wohnungslosen Spieler zum ersten Mal beim Turnier angetreten waren. Und dann auch noch das Auftaktspiel gegen die „Lilienkicker“: Zwischenzeitig lagen die Kieler da mit fünf Toren hinten. Doch dann schafften sie es, das Ruder herumzureißen und das Spiel für sich zu entscheiden. Endstand: 11:10. „Das war das Schlüsselspiel“, sagt Hansen. „Danach war der Glaube der Spieler an sich selbst riesengroß.“

Insgesamt waren 18 Teams aus ganz Deutschland in Aachen aufgelaufen. „Wirklich ganz schön“ fand es Olaf Hansen und auch der Veranstalterverein „Anstoß“ ist sehr zufrieden: „Die Stimmung war extrem gut“, resümiert der erste Vorsitzende Lars Wehrmann. Und es gab nicht nur Fußball, sondern auch Livemusik und jede Menge zu Essen. Ganz bewusst, um bei den Passanten Vorurteile gegenüber Wohnungslosen abzubauen. Denn Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft haben auch Menschen ohne Wohnung, auch wenn man ihnen das oft nicht zutraut, sagt Wehrmann: „Wenn man sie auf dem Platz schwitzen sieht, wird das deutlich.“

Beim Straßenfußball geht es um weit mehr als um Sport. „Unsere Spieler sind alle Individualisten, die keinen leichten Werdegang hatten“, sagt der Kieler Trainer Hansen. Der Fußball soll ihnen helfen, wieder Struktur in ihren Alltag zu bringen und positive Erfahrungen zu sammeln. „Es geht darum, sich über den Sport aus sozialen Notlagen zu befreien und wieder Ziele im Leben zu finden“, erklärt Hansen.

Einige können sich sogar internationale Ziele stecken: In Aachen wurde auch die neue Nationalmannschaft zusammengestellt. Nationalcoach Jiri Pacourek nominierte das „Team GERmany“ für den Homeless World Cup in Amsterdam im September diesen Jahres. Auch der Mannschaftskapitän von „Hannibals Erben“ aus Kiel wird mit in die Niederlande reisen. Erst mal werden die Straßenfußballer sich aber in einem Trainingslager zusammenraufen.

Text: Benjamin Laufer
Foto: Lars / sozialsport.org