Arbeit in Hamburg : Job-Wunder oder fauler Zauber?

Sind schlecht bezahlte Stellen, Leiharbeit und Ein-Euro-Jobs Zeichen für eine Spaltung der Stadt? Und wie lässt sich Arbeit gerecht gestalten? Darüber diskutieren hochkarätige Teilnehmer am 16. Februar bei der 3. Konferenz zur sozialen Spaltung

Logo der Initiative „Stadt für alle“

Zum Beispiel die Arbeitsmarktstatistik für Hamburg über den Januar 2012: 1400 mehr sozialversicherungspflichtige Jobs wurden verzeichnet. Es gibt mehr als 15.000 freie Stellen in der Stadt. Zwar ist auch die Zahl der Arbeitslosen gestiegen – doch diesen Anstieg habe man erwartet, den gebe es im Januar. Und im Vergleich zum Januar 2011 gibt es sogar ein kleines Minus.

Aber: „Die immer neuen Erfolgsmeldungen vom Arbeitsmarkt erzählen nur die halbe Wahrheit“, stellt der Soziologe Dr. Berthold Vogel vom Hamburger Institut für Sozialforschung fest. „Tatsächlich erleben vor allem prekäre, brüchige, unverbindliche Beschäftigungs formen einen Boom. Die Rekorde sind dem Aufschwung der Leiharbeit, der befristeten Verträge und Minijobs zu verdanken.

Tausende wirtschaften unsicher, weil die kurze Verträge haben oder bei Leiharbeitsfirmen gar keine Garantie, dass sie in ein paar Wochen noch Geld verdienen. Viele sind mit Mini-Jobs, etliche sogar mit Vollzeitstellen, darauf angewiesen, dass der Staat ihr mageres Gehalt aufstockt. Wer wenig verdient oder immer nur für kurze Zeit arbeitet, ist sofort auf Hartz IV angewiesen, wenn er seine Stelle verliert. „Auf diese Weise wird die Arbeitswelt immer ungleicher“, sagt Vogel.

Über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt speziell in Hamburg und über die Folgen nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für das soziale Gefüge der Stadt sprechen bei der 3. Konferenz zu sozialen Spaltung am 16. Februar Experten, Politiker und Verbandsvertreter. Dazu lädt die AG Soziales Hamburg der Evangelischen Akademie der Nordelbischen Kiche Hamburg.

Fachleute berichten  aus der Hamburger Arbeitswelt und geben Impulse. Viel Zeit für Fragen und Diskussion bleibt auch: über Beschäftigung für Erwerbslose, was Tarifverträge noch leisten können oder warum gerade die Sorge um andere von Kita bis Altenpflege oft so schlecht bezahlt und wenig angesehen ist.Den Abschluss des Konferenztages bildet eine Diskussion mit dem Titel „Arbeiten in Hamburg – Wie kann Spaltung verhindert werden?“. Daran nehmen unter anderem Sozialsenator Detlef Scheele und WOlfgang Rose von Verdi Hamburg teil.

„Wir möchten auf dieser Konferenz gemeinsam nach Lösungen suchen: Wie lässt sich Arbeit im 21. Jahrhundert gerecht gestalten – und wie lässt sich das Fortschreiten sozialer Spaltung durch Arbeit zwischen Billwerder und Blankenese, Harburg und Harvestehude verhindern?“, sagt Jörg Herrmann von der Evangelischen Akademie – und lädt alle alle Interessierten ein dabei zu sein, insbesondere aus Stadtteilinitiativen, Beschäftigungsträgern, Arbeitsprojekten, Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Hochschulen, Politik und Verwaltung. BEB

3. Konferenz zur sozialen Spaltung
Arbeiten in Hamburg – Entwicklung und soziale Folgen
Donnerstag, 16. Februar 2012, 9 – 17 Uhr
Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), Berliner Tor 21
Die Anmeldung unter info@akademie-nek.de ist noch bis zum 13. Februar möglich.
Kostenbeitrag: 15 Euro / ermäßigt 5 Euro
Programm und weitere Informationen unter: www.hamburg-stadtfueralle.de