Obdachloge : Currywurst und kein Torjubel

Die Deutsche Fernsehlotterie hat Hinz&Kunzt-Leser in ihre VIP-Loge im Millerntorstadion eingeladen. Nie war ein beheizter, überdachter Platz so wertvoll wie beim Spiel des FC St. Pauli gegen Erzgebirge Aue: Draußen herrschten Schneegestöber und knackige Kälte.

Der glücklichste Gewinner ist wohl Kurt Narten. Seit 25 Jahren verpasst er so gut wie kein Heimspiel vom FC St. Pauli. Von seinem Platz in der Nordkurve aus hat er schon so manches Mal zu den VIP-Logen im Stadion hochgeschaut. „Ich hab immer gesagt: Irgendwann möchte ich da oben auch mal drin sein.“ Nun ist er drin, in der Obdachloge der Deutschen Fernsehlotterie, Hauptsponsor des FC St. Pauli und Kooperationspartner von Hinz&Kunzt.

Gemeinsam haben die Fernsehlotterie und das Straßenmagazin vier mal zwei Logenplätze für das Heimspiel gegen Erzgebirge Aue verlost – Essen, Getränke und erstklassige Sitzplätze im Stadion inklusive. Für Kurt Narten kommt der VIP-Platz ganz unerwartet. Er hat am Gewinnspiel nämlich gar nicht teilgenommen, sondern ist vor dem Stadion von Sabine Beitz spontan eingeladen worden. „Quasi von der Straße aufgelesen“, sagt Kurt Narten und lacht. „Ich bin schon ein Glückspilz.“ Die Begleitung von Sabine Beitz war kurzfristig abgesprungen. Und noch jemand fehlt: Das vierte Gewinnerpaar ist nicht aufgetaucht. Womöglich im Unwetter stecken geblieben.

Bestens gelaunt trotz miesester Witterung: Die Obdachlogengäste Kurt Narten, Sabine Beitz, Björn Stamer, Norbert Fußer und Annette Lutter (vordere Reihe) mit Begleitung.

Denn die Anreise zum Stadion und das Warten am Treffpunkt sind grauenhaft: Mit den Füßen stecken alle in wässrigem Schneematsch, von oben schneeregnet es heftig. Nass und durchgefroren sind die Gewinner mehr als froh, als sie die VIP-Loge der Fernsehlotterie betreten. Hier gibt’s erstmal einen heißen Kaffee und Currywurst für alle. Und Gänsekeulen, Salate, Kuchen und Schokocreme. Denn in den Logen wird richtig aufgefahren. „Das kommt heute genau richtig“, sagt Gewinner und Hinz&Kunzt-Leser Björn Stamer. Er feuert die Mannschaft normalerweise von der Gegengerade aus an, ist seit 1989 Dauerkartenbesitzer. Aber so ein Wetter hat er in all den Jahren auch noch nicht allzu oft erlebt.

„Aber wir haben ja ein Obdach“, sagt Anette Lutter, die dritte Gewinnerin. Sie freut sich besonders über ihren Gewinn: „Tickets für die Spiele sind ja so schwierig zu bekommen.“ Gerade wenn es draußen derart ungemütlich ist, denkt sie an die Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. Sie verfolgt die Berichterstattung über die Unterbringung von Obdachlosen im Winter: „Ich würde nicht in so einen Riesenschlafsaal wollen. Da würde ich vielleicht auch lieber draußen bleiben.“ Ob es denn nicht eine Möglichkeit gäbe, den Menschen richtige Zimmer zur Verfügung zu stellen? „Es gibt doch so viele Hotels in Hamburg.“

Verpflegung und Blick aufs Spielfeld: erstklassig. Spielergebnis: suboptimal.

Anpfiff. Alle sind gestärkt und haben sich aufgewärmt. Die Sitzplätze in der obersten Reihe sind gemütlich, der Blick aufs Spielfeld erstklassig. Die eingefleischten Fans bleiben trotzdem stehen – alte Gewohnheit – und feuern das Team von hier oben aus an. Einen kleinen Haken gibt es: „Wir hüpfen, aber es vibriert gar nicht“, sagt Sabine Beitz.

In der Pause begrüßt Christian Kipper, Geschäftsführer der Deutschen Fernsehlotterie, seine Gäste. Besuch in der Loge ist er gewohnt: „Wir laden fast ausschließlich Gäste von sozialen Einrichtungen ein. Das ist für alle immer etwas besonderes, es gibt ja auch nur eine beschränkte Anzahl Plätze.“

Auch HSV-Fan und Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jens Ade hat bei Currywurst, Kaffee und erstklassige, Blick aufs Spielfeld Spaß in der Obdachloge. Christian Kipper, Chef der Deutschen Fernsehlotterie (Bild rechts Mitte, mit brauner Jacke) freut´s.

Sabine Beitz erzählt gerne, wie konfus sie auf ihre Gewinnbenachrichtigung reagierte. Denn sie kauft und liest nicht nur regelmäßig Hinz&Kunzt, sie hat auch ein Jahreslos der Deutschen Fernsehlotterie. „Als die anriefen und sagten, ich hätte gewonnen, wusste ich erst gar nicht, worum es genau geht.“ Auch wenn es für sie keine Million Euro oder eine Sofortrente gab: Die VIP-Plätze fürs Paulispiel sind ein toller Gewinn, findet sie. Auch Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jens Ade genießt den Nachmittag. Auch wenn er als HSV-Dauerkarteninhaber („Stehplatz, Blcok 25 A“) normalerweise die blau-weißen Hamburger anfeuert.

Alle freuen sich auf die zweite Halbzeit – zumindest ein paar Minuten lang. Dann schießen die Gegner aus Aue ihr erstes Tor. Dann noch eins. Und ein drittes. 0:3 endet das Spiel. Was Eis, Schnee und Regen nicht konnten, dieses Ergebnis schafft es: Den Fußballfans in der Obdachloge ein klein wenig die Laune zu verhageln. Trotzdem: „Es war ein sehr netter Nachmittag. Nächstes Mal hätten wir aber gerne ein anderes Ende“, sagt Björn Stamer. „Im Stadion ist es immer toll“, sagt Sabine Beitz. „Und diesmal gab es noch leckeres Essen und warme Füße dazu. Vielen Dank an Hinz&Kunzt und die Deutsche Fernsehlotterie.“

Text: Beatrice Blank
Fotos: Uwe Ernst