Kids : Straßenkinder senden Hilferuf

Dem Straßenkinderprojekt Kids droht das Aus. Zum 1. Oktober wurde dem Trägerverein eine Kündigung ausgesprochen. Jetzt werben die Straßenkinder mit einer Online-Petition für den Erhalt ihres Anlaufpunktes.

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Sie setzten sich für den Erhalt des Kids ein: Trietze, Lucas und Oxana von der Ständigen Vertretung der Straßenkinder.

Hamburgs Straßenkinder senden einen Hilferuf an Politik und Vermieter: Per Online-Petition werben sie für neue Räumlichkeiten für das Straßenkinderprojekt Kids am Hauptbahnhof. Die Zeit drängt: Zum 1. Oktober wurde dem Trägerverein basis und woge die Kündigung durch das Immobilienunternehmen Alstria ausgesprochen. Der Eigentümer will das Gebäude sanieren. Eine Rückkehr des Kids im Anschluss an die Arbeiten ist nicht geplant.

Die Stadt könne in der Nähe des Hauptbahnhofs keine geeigneten Räume anbieten, sagt Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer. Deswegen sei der Trägerverein auf Hilfe von Investoren und privaten Vermietern angewiesen. Man habe ein Empfehlungsschreiben aufgesetzt und beim Quartiersmanager für das Projekt geworben. Doch die Suche gestalte sich ausgesprochen schwierig, räumt Schweitzer ein. Die Behörde begrüße daher ausdrücklich die jetzt gestartete Online-Petition.

„Ohne das Kids haben die Straßenkinder keine Anlaufstelle mehr, in der sie Hilfe und Unterstützung finden“, kritisiert Kids-Leiter Burkhard Czarnitzki. Erste Angebote für neue Räumlichkeiten habe man leider ablehnen müssen. Da sich die Straßenkinder meist rund um den Hauptbahnhof aufhalten, würde ein Ausweichen in andere Stadtteile keine Alternative darstellen. Für die Jugendlichen sei es wichtig, wieder Vertrauen zu fassen, sich zu stabilisieren und mit den Mitarbeitern des Kids eine Perspektive für ihr Leben zu entwickeln. „Die betroffenen Kinder und Jugendlichen sind darauf angewiesen, uns spontan und ohne lange Wege aufsuchen zu können“, betont Czarnitzki.

Das bestätigt auch Oxana. Die 26-Jährige lief als Jugendliche regelmäßig von Zuhause weg. Hilfe habe sie erst im Kids erfahren. „Ich wurde endlich ernst genommen. Beim Jugendamt hingegen haben die sich nur mit meinen Eltern unterhalten“, sagt sie im Gespräch mit Hinz&Kunzt. Inzwischen lebt Oxana in einer eigenen Wohnung und unterstützt jetzt andere Straßenkinder. Sie arbeitet bei Momo mit, dem offiziellen Sprecherrat der Straßenkinder.

Am vergangenen Freitag startete Czarnitzki eine Online-Petition. Sie soll auf die prekäre Situation der Einrichtung aufmerksam machen, aber auch potentielle Vermieter ansprechen. Über das Wochenende kamen bereits fast 1000 Unterschriften zusammen. Die Petition kann über folgenden Link unterzeichnet werden: www.huklink.de/kidsmussbleiben

Text und Fotos: Jonas Füllner

 

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