Scharfe Leidenschaft

Eva Osterholz kreiert Senf aus regionalen Zutaten. Exklusiv für Hinz&Kunzt und Budnikowsky hat sie 300 Gläser, Sorte „Heimat in Hamburg“, hergestellt

(aus Hinz&KLunzt 201/November 2009)

Eva Osterholz’ Leidenschaft ist schon ein wenig ungewöhnlich: Sie liebt Senf. „Ich esse ihn schon morgens zum Frühstück“, gesteht die 34-Jährige verschmitzt. Aus ihrer Vorliebe hat die studierte Soziologin einen Beruf gemacht. Sie kündigte nach langem Grübeln über berufliche Perspektiven ihren Job und machte sich mit einer Senfmanufaktur selbstständig.
201-Senf„Vor zwei Jahren hatte ich genug von meinem Büroalltag“, erinnert sich Eva Osterholz. „Mein Büro lag im 17. Stock, die Fenster gingen nicht auf. Und ich wusste eigentlich schon länger, dass ich etwas mit den Händen machen wollte und mit Lebensmitteln.“ Zunächst schwankte Eva Osterholz noch zwischen Käse- oder Senfherstellung. Um genügend Zeit zum Nachdenken zu haben und trotzdem Geld zu verdienen, nahm sie einen Job im Bioladen an. Nach einem Praktikum auf einem Ziegenhof entschied sich Osterholz für den Senf und begann mit der Entwicklung von Rezepten, Vertriebs- und Marketingideen. „Senf herstellen kann jeder, aber eine ganze Firma aufzubauen ist schon anspruchsvoll.“
Senf P.a.u.l.i. (Produkte aus umweltbewusstem lokalem Idealismus) heißen die scharfen Produkte aus dem Hause Osterholz. Derzeit umfasst das Angebot sechs Sorten, „und meine siebte ist marktreif“. Nicht nur die Geschmacksrichtungen sind bei Senf P.a.u.l.i ungewöhnlich, sondern auch die Namen der Sorten. „Sie entstehen ganz von allein beim Senfmachen“, erklärt Eva Osterholz. „Bei ,Dolores, die Schmerzensreiche‘ muss ich immer so stark weinen, dass ich eine Taucherbrille benutzen muss.“ Und „1024 Pixel“ entstand, weil sich eine Kundin einen ganz körnigen Senf wünschte. „Josephine Baker in Bollywood“ enthält Curry – und Bananen, aus denen auch der berühmte Rock der Sängerin bestand.
Die Herstellung von Senf ist keine Hexerei. Man braucht Senfsaat, Essig, Salz, Wasser und Wein oder Saft. Aus diesen Grundzutaten und Gewürzen oder Früchten wird die sogenannte Maische zusammengemischt und zum Gären vier bis sechs Wochen in die Ecke gestellt. Anschließend kann die Mischung probiert, abgeschmeckt und in Gläser gefüllt werden.
Zurzeit nutzt Eva Osterholz noch die Küche eines Restaurants für ihre Senfproduktion. Aber sie träumt von einer eigenen Senfküche, sogar von einem Versuchsfeld für Senfpflanzen. Genug Platz hat sie, denn gerade ist sie aufs Land gezogen, aber vom Gründungszuschuss und dem Senfverkauf allein sind solche Investitionen nicht möglich. „Ich warte jetzt zwei Jahre ab, und entscheide dann, ob ich weitermache. Zum Glück habe ich einen Partner, der mich in jeder Hinsicht unterstützt.“
Für Hinz&Kunzt und das Budni-Forum Kunst & Kultur hat Eva Osterholz nun 300 Gläser „Heimat in Hamburg“-Senf hergestellt. Dafür hat sie Äpfel aus regionalem Anbau und dicke Büschel Zitronenmelisse aus dem Hinz&Kunzt-Schrebergarten verwendet. „Die Kräuter waren toll. Viel schöner als die Zitronenmelisse aus meinem eigenen Garten.“
Das Ergebnis ist äußerst wohlschmeckend. Ein bisschen süß, ein bisschen scharf, ein bisschen fruchtig. Er schmeckt zu jeder Tageszeit – und man kann ihn morgens auch zum Frühstück essen.

Text: Sybille Arendt
Foto: Martin Kath