Diakonieforderungen : Saga GWG muss in die Pflicht genommen werden

Jede zweite Wohnung, die die Saga GWG neu vermietet, soll an Menschen mit Dringlichkeitsschein gehen. Das ist eine der Kernforderungen der Offensive des Diakonischen Werkes Hamburg. 

Jede zweite Saga-GWG-Neuvermietung an Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit Bedrohte!

Weniger profitabel, dafür sozialer: Die „erste und oberste Verpflichtung“ von Saga GWG muss die Versorgung mit Wohnraum sein. Das betont das Diakonische Werk Hamburg in seinem Forderungskatalog, der am Freitag in Hamburg vorgestellt wurde. Vor allem müsse Saga GWG für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen sorgen. Verträge mit der Stadt besagen bisher, dass nur etwa jede fünfte der jährlich rund 9000 Neuvermietungen an diese Menschen gehen muss. Die Diakonie fordert: Nicht weniger als die Hälfte, also 4500 Wohnungen, müssten es sein.

„Es reicht nicht aus, abzuwarten, bis neuer Wohnraum entstanden ist“, so Diakonie-Vorstand Gabi Brasch. Wohnungslose müssten Wohnungen aus dem Bestand bekommen. „Und zwar jetzt.“

Willkommen im „Hamburger Wohn-Horror“! Bei einer Rundtour  durch ein Fahrgeschäft in Geisterbahnoptik erleben Kirchentagsbesucher, wie schwierig die Suche nach den eigenen vier Wänden ist. Wie die Stadt und Saga GWG Abhilfe schaffen könnten, hat die Diakonie in ihren neuen Forderungen zusammengefasst. Foto: Markus Scholz/ Diakonisches Werk Hamburg
Willkommen im „Hamburger Wohn-Horror“! Bei einer Rundtour durch ein Fahrgeschäft in Geisterbahnoptik erleben Kirchentagsbesucher im Mai, wie schwierig die Suche nach den eigenen vier Wänden ist. Der “Hamburger Wohn-Horror” ist ein Kunstprojekt von Matthias Berthold und Andreas Schön,
Malerei auf der Abbildung: Eva und Klaus Salzmann.

Wie vereinbart: Jedes Jahr 1200 Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende

Dabei wäre ein Fortschritt schon, wenn Saga GWG und andere Wohnungsbauunternehmen bestehende Verträge einhalten. Mit der Stadt haben sie nämlich vereinbart, jedes Jahr rund 1200 Wohnungen für Wohnungslose zur Verfügung zu stellen. „Diese Verpflichtung ist bisher in keinem einzigen Jahr erfüllt worden“, bemängelt die Diakonie und fordert nicht nur, dass sich das schleunigst ändert, sondern auch, dass die Versäumnisse nachgeholt werden. Das heißt: 4000 Wohnungen, die die Unternehmen seit 2005 nicht bereit gestellt hätten, kommen zu den aktuellen Verpflichtungen!

Gleichbehandlung bei Vermietungen

Was für die Diakonie gar nicht in Frage kommt: Dass Wohnungssuchende chancenlos bleiben, wenn sie nicht aus Deutschland stammen, Behinderungen haben, bislang ohne festen Wohnsitz sind oder nur eine negative Schufa-Auskunft vorzuweisen haben. „Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz muss auch im Bereich des Wohnungsmarktes durchgesetzt werden“, fordert die Diakonie. Und zumindest dort, wo es Vereinbarungen zwischen Stadt und Wohnungsunternehmen gibt, dürften Schufa-Einträge Vermietungen nicht verhindern.

 „Die Stadt muss sich auch um diejenigen kümmern, denen es am schlechtesten geht“, sagte Gabi Brasch.  „Der Senat kann handeln, er muss es nur wollen.“

Wirklich angemessene Kosten der Unterkunft für Hilfeempfänger

Dabei sei das größte Hindernis, eine Wohnung zu finden, ein niedriges oder fehlendes Einkommen. Das betrifft Menschen, die für geringen Lohn arbeiten, Rentner oder Hilfeempfänger. Letzteren wird, so die Diakonie, aktuell zu wenig Geld für die Miete zugestanden. Die „Richtwerte für die Angemessenheit der Kosten der Unterkunft“ müssten so beschaffen sein, dass man damit auch wirklich eine Wohnung in Hamburg mieten kann. 327 Euro stehen einem alleinstehenden Hartz-IV-Empfänger derzeit laut Richtwerten zur Verfügung – etwa 390 Euro müssten es sein, so die Diakonie, die sich dabei auf eine Studie des empirica Instituts bezieht. Außerdem, das betont die Diakonie, sind Richtwerte keine Höchstwerte, wie irrtümlich oft angenommen wird: „Abweichungen sind keine Ausnahmen. Die vorhandenen Ermessensspielräume müssen ausgeschöpft werden.“

Text: BEB/BIM
Fotos: Markus Scholz/Diakonisches Werk Hamburg; Motiv Wohn-Horror: Matthias Berthold und Andreas Schön

Hintergrund: Die aktuelle Situation auf dem Hamburger Wohnungsmarkt
Hamburger Wohn-HorrorDer Hamburger Wohnungsmarkt ist extrem angespannt. Wohnen wir immer teurer.  Zwischen 2005 und 2012 stiegen die Mieten für neuvermietete Wohnungen um 25 Prozent. Laut Hamburger Mietenspiegel (vom November 2011) beträgt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Wohnen in Hamburg 7,15 Euro. Für Wohnungen, die neu vermietet werden, lag er laut einem Immobilienportal im Mai 2012 bei 11,10 Euro. Nicht nur arme Menschen haben Probleme, in Hamburg bezahlbare Wohnungen zu finden. Hinzu kommt: Allein im vergangenem und in diesem Jahr liefen und laufen die Preisbindungen für mehr als 13.000 Sozialwohnungen aus. Laut Senatsprogramm will die Stadt im gleichen Zeitraum 4000 neue bauen. 9000 günstige Wohnungen gehen also verloren.

Weitere Hintergrundinformationen hat das Diakonische Werk Hamburg zusammengestellt: Zahlen und Fakten (als PDF-Datei) zum Download via www.huklink.de/faktensaga