Bauwagenplatz Zomia : Räumung droht im November

Die 15 Bewohner des Bauwagenplatzes Zomia in Wilhelmsburg haben sich den Traum vom selbstbestimmtem Leben in der Natur erfüllt. Doch jetzt droht ihnen erneut die Räumung. Um das zu verhindern, setzen sie auf anwaltliche Hilfe und Unterstützung von unten.

Finn lebt seit Januar auf dem Bauwagenplatz Zomia
Finn lebt seit Januar auf dem Bauwagenplatz Zomia

In einer Stellungnahme haben sich die Bewohner des Bauwagenplatzes Zomia in Wilhelmsburg dafür eingesetzt, weiter an ihrem Standort am Ernst-August-Kanal zu bleiben. In einem Anwaltsschreiben an das zuständige Bezirksamt Mitte brachten sie ihre Argumente vor. Zuvor hatte ihnen Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) eine Frist gesetzt. Er hatte den Antrag der Gruppe auf Einrichtung eines Wagenplatzes vom März abgelehnt.

Der Bezirksamtsleiter will den Platz räumen lassen. Seit  September besteht bereits eine Räumungsanordnung. Die 15 Bewohner werden mit ihren acht Bauwägen seither auf dem Areal  nur geduldet.

Doch die Zomianer wollen bleiben. Und zwar in Wilhelmsburg. An dem Platz, auf dem sie seit Dezember vergangenen Jahres leben. Laut Schreiber ein Industriegebiet und auf solchen seinen Bauwagenplätze nun mal nicht erlaubt. „Seit über 50 Jahren hat sich hier kein einziger Betrieb angesiedelt“, entgegnet der Zomia-Anwalt in der Stellungahme. Von einem Industriegebiet könne daher keine Rede sein.

Aber selbst wenn das Bezirksamt bei seiner Auslegung bleibe – ein Hindernis müsse dies nicht sein. Die Zomianer verweisen auf den Bauwagensiedlung Rondenbarg in Altona. Diese befindet sich: auf einem Industriegebiet. Der Bezirk Altona duldet den Platz seit drei Jahren. Mehr noch: Wie NDR 90,3 berichtet, plant der Bezirk die Duldung von Rondenbarg und dem Bauwagenplatz an der Gaußstraße bis 2015 zu verlängern.

Auch das Argument, dass sich „Anwohner gestört fühlen“ (Schreiber), sei unzutreffend. „Im Geltungsbereich des Bebauungsplans gibt es überhaupt keine Nachbarn“, heißt es in der Stellungsnahme der Bewohner. Und in einem Interview mit der Radiosender FSK Hamburg bestätigt ein Zomianer, dass es viel Rückhalt von den Nachbarn in Wilhelmsburg gebe. „In vielen Läden hängen Wimpel mit der Aufschrift ‚ Zomia bleibt‘. Die Stimmung vor Ort ist gut.“

Nicht nur in Wilhelmsburg: Die aktuellen Diskussionen um den Zaun und den Vorplatz am Hauptbahnhof habe die Hamburger auch für ihre Lage sensibilisiert, glaubt der Zomia-Bewohner. „Ich denke mal, die werden sich schon hüten, uns jetzt zu räumen.“

Das Bezirksamt prüft derzeit die Stellungnahme der Bauwagenbewohner. Da die Räumungsanordnung seit September besteht, muss aber damit gerechnet werden, dass der Fall als Eilsache vor dem Verwaltungsgericht landet. Dann könnten doch schon im November die Räumfahrzeuge anrücken.

Text: SIM
Foto: Kathrin Brunnhofer

Lesen Sie die große Reportage über die Bewohner des Bauwagenplatzes Zomia in der aktuellen Hinz&Kunzt oder direkt hier.

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29. Oktober, Demonstration: Mietenwahnsinn stoppen!, 13 Uhr, Millerntorplatz

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