Kersten-Miles- und Kennedybrücke : Leben unter der Brücke

Auf der ehemals großen „Platte“ unter der Kennedybrücke lebt derzeit nur noch ein einziger Obdachloser. Mit Besen und Kehrblech hält er die Fläche sauber. Unter der Kersten-Miles-Brücke haben hingegen Obdachlose Zuflucht in einem ehemaligen Klohäuschen gesucht.

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Seit Dezember lebt Stefan wieder auf der Straße. Der Obdachlose hat sein Lager unter der Kennedybrücke aufgeschlagen.

Unter der Kennedybrücke ist derzeit alles picobello sauber: An einem Brückenpfeiler lehnt ein Besen. Nicht eine Zigarettenkippe liegt auf dem Pflaster. „Ich fege hier regelmäßig“, sagt Stefan im Gespräch mit Hinz&Kunzt. Erst vor wenigen Tagen hat der 52-jährige Obdachlose hier sein Zelt aufgebaut. Zuvor hatte er einige Meter entfernt in der Grünanlage genächtigt.

Seit Jahren wird die Fläche unter der Kennedybrücke von Obdachlosen als „Platte“ genutzt. Einige Hinz&Künztler lebten hier gemeinsam, bis im Sommer ein Brandanschlag auf ihr Lager verübt wurde. Zuletzt wohnte in den zurückgebliebenen Zelten nur noch ein einziger Obdachloser: Andre-Heinz M., unter Hinz&Künztlern bekannt als „Bürgermeister“. In der Nacht auf den 21. Februar fanden ihn Mitarbeiter des Mitternachtsbusses tot in seinem Zelt auf. „Ich war zwei Tage nicht in Hamburg“, erinnert sich Stefan. Als er zurückkam, war Andre-Heinz M. tot. Woran er starb, ist noch nicht geklärt. Ein Fremdeinwirken schließt die Polizei aber aus.

Hinter seinem Zelt lagert Stefan eine Packung mit Müllsäcken. Volle Säcke stellt er an die Straße. „Die holt dort die Stadtreinigung ab“, erklärt der 52-Jährige. Für das Bezirksamt kein Problem. „Das ist ein Sonderfall. Solange es dort sauber bleibt und niemand belästigt wird, dulden wir das“, sagt Sprecherin Sorina Weiland.

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Gleich neben der Kersten-Miles-Brücke leben drei Obdachlose in einem ehemaligen Klohaus.

Aufräum- und Abrissarbeiten stehen hingegen für den Bezirk rund um die Kersten-Miles-Brücke nahe den Landungsbrücken jetzt auf dem Programm. Der Bezirk hat beschlossen, das verbliebene Klohäuschen neben der Brücke abzureißen. Lange Jahre zählte auch diese Fläche zu einer der wichtigsten „Platten“ für Obdachlose. Als der ehemalige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber vor zweieinhalb Jahren Obdachlosen mit einem Zaun vertreiben wollte, sorgte das für Proteste von Anwohnern und Wohlfahrtsverbänden. Der Zaun kam weg und gleich neben der Brücke wurde von der Behörde für Stadtentwicklung ein Klohäuschen aufgestellt.

Vor exakt einem Jahr brach allerdings in dem Obdachloseplatte ein Feuer aus. Seitdem ist die Fläche wegen Bauarbeiten an dem geschädigten Brückenbereich gesperrt. Obdachlose konnten hier nicht mehr unterkommen. In ihrer heutigen Ausgabe berichtet die Bild, dass inzwischen ein 36-jähriger Obdachloser und ein Pärchen in dem Häuschen leben. „Uns war das nicht bekannt“, sagt Bezirksamtssprecherin Weiland. Tatsächlich haben wir am heutigen Tag insgesamt drei Menschen in dem Häuschen angetroffen. In und um das Häuschen stapeln sich leere Flaschen und anderer Müll. Damit ist nun Schluss: „Seit dem Brand wird das Klo nicht mehr benötigt“, so Weiland. „Es sollte daher ohnehin abgerissen werden.“

Text: Jonas Füllner
Foto: Sascha Ringler