Filmfestival : Kurz und gut

Das Internationale Kurzfilm Festival Hamburg geht in die 30. Runde. Die Veranstalter zeigen Hunderte von Filmen in sieben Kinos – auch im Metropolis, wo 1985 alles begann.

(aus Hinz&Kunzt 256/Juni 2014)

Drei Regisseure, drei Meisterwerke: „Melancholia“ (2011) von Lars von Trier, „Drei Farben: Weiß“ (1994) von Krzysztof Kies´lowski (unten) und „Berlin Alexanderplatz“ (1980) von Rainer Werner Fassbinder. Auch sie haben am  Anfang ihrer Karriere Kurzfilme gedreht.
Drei Regisseure, drei Meisterwerke: „Melancholia“ (2011) von Lars von Trier, „Drei Farben: Weiß“ (1994) von Krzysztof Kies´lowski (unten) und „Berlin Alexanderplatz“ (1980) von Rainer Werner Fassbinder. Auch sie haben am Anfang ihrer Karriere Kurzfilme gedreht.
Hamburg mag’s kurz. Der große Andrang beim ersten Kurzfilm Festival im Metropolis zeigte das schon vor 30 Jahren. „NoBudget“ hieß es damals noch – daraus wuchs das Internationale Kurzfilm Festival (IKFF) Hamburg, der Kurzfilm hatte endlich eine Lobby.

In der Sparte Sonderprogramme wartet das IKFF in ­diesem Jahr mit spannenden Projekten auf. So zeigt Kuratorin Manja Malz Kurzfilme von heute bekannten Langfilmern. Rainer Werner Fassbinders handgedrehter Schwarz-Weiß-Film „Das kleine Chaos“ von 1966 handelt von drei gelangweilten und frustrierten Abonnentenwerbern. Sie überfallen eine Frau in ihrer Wohnung und rauben sie aus. Schon dieser Streifen, den der Regisseur mit 21 Jahren machte, trägt Fassbinders spätere Handschrift. Immer wieder geht es bei ihm um „das Leben der normalen und kleinen Leute“, sagt Malz. Eine Linie, der Autodidakt Fassbinder – er hat nie eine Filmhochschule besucht – treu blieb.

Auch Lars von Trier filmte Kurzes: Der Acht-Minüter „Nocturne“ von 1980 ist experimentell, beklemmend und verstörend. Eine Scheibe, die plötzlich nach sekundenlangem Pfeifton zerbricht. Eine Frau, die immer wieder leise telefoniert. Dunkelheit. Die Frau steht kurz vor der Abreise zum Flughafen, wirkt jedoch verstört. Weitere Elemente: Grusel, Bedrohung, Obsession und Psyche, sagt Kuratorin Malz. „Von Trier arbeitet mit einem typischen Spannungsaufbau und einer experimentellen Ästhetik, die er heute noch nutzt.“ In „Melancholia“ (2011) etwa, einem Endzeitfilm, „bei dem man auf Erlösung wartet“.

Krzysztof Kieslowski zeigt in seinem „Wunschkonzert“ von 1967 ein junges Paar, dessen Beziehung die besten Zeiten hinter sich zu haben scheint, trifft bei einem Ausflug auf eine Horde junger Männer – eine Bestandsprobe, bei der er für ­seine Partnerin einstehen muss, erst zögerlich, dann erfolgreich; eine Hommage an die Liebe. Kies´lowski lässt den ­Zuschauer mittels Kameraführung nah heran. Das setzt der Filmemacher auch in späteren Dokumentarfilmen um.

Sein Hauptthema: die „soziale Realität in Polen“, was zu politischen Problemen mit der kommunistischen Regierung führte. Also machte er lieber Spielfilme – wegen der künstlerischen Freiheit, denn dort regiert die Inszenierung, nicht die Wirklichkeit.

„NoBudget“, der Wettbewerb für Filme, die wenig ­kosten und viel Idealismus verlangen, ist übrigens immer noch dabei, als einer von fünf Wettbewerben.

Text: Maike Plaggenborg
Filmstills: action press (2), dpa

30. Internationales Kurzfilm Festival Hamburg: 3.–9. Juni, Eröffnung: 3. Juni, 19.30 Uhr, Zeise 1, Friedensallee 7; Preisver­leihung: 8. Juni, 20 Uhr, Festivalclub Kolbenhof, Friedensallee 128, Einzelkarte: 7 Euro; Mo&Friese KinderKurzFilmFestival: 3/3,50 Euro; Tageskarten: NoBudget 10 Euro, Festivalzentrum 15 Euro. Tickets unter Telefon 391 06 31 34 oder E-Mail ticketing@shortfilm.com. Weitere Infos unter www.shortfilm.com