Geplante Preiserhöhung : HVV wird immer teurer

Die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs soll 2015 in Hamburg erneut teurer werden. Besonders trifft das die Armen: Der Zuschuss für Hilfeempfänger soll nicht erhöht werden. Für Hinz&Künztler Klaus eine „Sauerei“.

HVV_Sozialticket
Die Fahrkarten des HVV sollen zum 1. Januar 2015 erneut teurer werden.

U-Bahnfahren soll ab Januar 2014 in Hamburg schon wieder teurer werden. Auch Fahrten mit Bussen und S-Bahnen will der HVV im Schnitt um 2,6 Prozent teurer machen. Eine Fahrt im Nahbereich zum Beispiel soll dann statt der bisherigen 2 Euro 2,10 Euro kosten. Der Preis für eine Monatskarte für den Großbereich soll von 99,80 Euro auf 102,40 Euro steigen. Eine genaue Auflistung der geplanten Preissteigerungen gibt es hier.

Der HVV begründet die Erhöhungen mit gestiegenen Personal- und Energiekosten. „Die Kapazitäten von Bussen und Bahnen im HVV werden kontinuierlich ausgeweitet“, sagte HVV-Geschäftsführungssprecher Lutz Aigner zur weiteren Begründung. Trotz steigender Kosten bleibt die Förderung durch die Stadt aber nach wie vor auf dem Niveau von 2012. Grund hierfür ist die vom SPD-Senat verhängte „Schuldenbremse“. Auch aufgrund dieser politischen Entscheidung verlangt der HVV von seinen Fahrgästen mit jährlicher Regelmäßigkeit mehr Geld, um den Betrieb am Laufen zu halten. „Mit dieser moderaten Tarifanhebung schaffen wir die Voraussetzungen für einen weiterhin leistungsfähigen und attraktiven ÖPNV“, sagt Aigner.

Besonders Hilfeempfänger werden durch die anstehende Erhöhung noch stärker finanziell belastet, als ohnehin schon. Aktuell können sie einen Zuschuss in Höhe von 19 Euro auf die Monatskarten beantragen. Eine solche Karte für den Großbereich kostet dann immer noch 80,80 Euro (ab 2015: 83,40 Euro) – bei einem Hartz-IV-Regelsatz von 391 Euro kaum bezahlbar. Nach unseren Informationen wird in der Sozialbehörde gerade über eine Erhöhung diskutiert – aber ob das reicht? Hinz&Kunzt fordert die Einführung eines richtigen Sozialtickets, das es in Hamburg bis 2003 noch gab. Damals mussten die Hilfeempfänger nur 15,50 Euro im Monat fürs Bahnfahren bezahlen.

Für Empörung sorgt die angekündigte Preiserhöhung bei Hinz&Künztler Klaus. „Das ist eine riesen Sauerei!“, schimpft er. Klaus pendelt jeden Tag von Tornesch im Kreis Pinneberg in die Hamburger Innenstadt, um dort Zeitungen zu verkaufen. Knapp 80 Euro zahlt er dafür – jeden Monat. 2007 seien das noch 36 Euro gewesen, klagt er. Heute geht der Erlös der ersten 80 Zeitungen, die er in einem Monat verkauft, an den HVV. Klaus wünscht sich mehr Transparenz über die Einnahmen des Verkehrsverbunds. Zum Beispiel würde er gerne wissen, wie viel der mit Werbung in U-Bahnen und Bussen verdient: „Du hast mehr Werbung als bei RTL und zahlst trotzdem ein Schweinegeld!“

Noch ist die Preiserhöhung allerdings nicht beschlossen: Der HVV hat sie zunächst beantragt. Nun muss die Bürgerschaft darüber entscheiden. Die hat in den vergangenen Jahren allerdings immer zugestimmt: „Wir haben das in der Vergangenheit immer mitgetragen“, sagt die Referentin für Verkehrspolitik in der SPD-Bürgerschaftsfraktion, Kerstin Wilmes. Der HVV habe stets nachvollziehbar erklären können, warum eine Erhöhung sinnvoll gewesen sei. „Mittlerweile ist das ein politischer Selbstgänger geworden“, ärgert sich Klaus über das Abstimmungsverhalten. „Die Bürgerschaft muss dieses Mal Nein dazu sagen!“

Text: Benjamin Laufer
Foto: Mauricio Bustamante