Hinz&Kunzt-TV : Zwischen Polittalk und Kochshow

Am 11. April um 20.15 Uhr ist es soweit: Tide strahlt das erste und vielleicht einzige Mal Hinz&Kunzt–TV aus. Wir finden: ein spannendes Format irgendwo zwischen Polittalk und Kochshow.

Er stand bei Hinz&Kunzt-TV nicht zum ersten Mal vor der Kamera: Rapper Captain Gips.
Er stand bei Hinz&Kunzt-TV nicht zum ersten Mal vor der Kamera: Rapper Captain Gips.

Hinz&Kunzt als Fernsehsendung? Davon haben wir immer schon geträumt, aber wir hatten nie die Möglichkeiten. Studenten der Hamburg Media School haben uns diesen Wunsch jetzt zusammen mit dem externen Berater und ehemaligen NDR-Redakteur Hans-Jürgen Börner und der redaktionellen und technischen Begleitung durch Tide erfüllt.

Acht Stunden haben wir am 7. April beim Dreh im Restaurant Nil verbracht. Acht Stunden, in denen unser Heft in ein einstündiges Fernsehformat verwandelt wurde: Mit Kunzt&Kultur, dem Stadtgespräch, Freunden und sogar der Momentaufnahme eines Hinz&Kunzt-Verkäufers. In entspannter Atmosphäre trotz kontroverser Diskussionen und verbunden mit leckerem Essen.

Umgesetzt hat das Projekt der Hamburg Media School, der Community- und Ausbildungskanal Tide. Bereits seit den Morgenstunden wuselten die Tide-Mitarbeiter durch das Restaurant und errichteten ein echtes Fernsehstudio, in dem Moderator Alina Stiegler ihre Gäste empfing.

Die 28-Jährige arbeitet als Videojournalistin und Reporterin für den NDR und RTL Nord. Gerade erst war sie in der Kategorie Kamera für den Seh-Stern, einen NDR-internen Preis nominiert. Für Hinz&Kunzt nahm sie sich extra frei. Am Tresen traf Stiegler auf Captain Gips. Der Hamburger Rapper gab sogleich ein paar Strophen von seinem neuen Album „20.000 Meilen unter dem Yeah“ zum Besten. Wie zuletzt beim Benefizkonzert in Wedel, mit dem er Hinz&Kunzt unterstützte.

Unterstützung, die erfährt Hinz&Kunzt auch durch Mathias Bach und Restaurant-Chefin Elisabeth Füngers. Hinz&Kunzt-Beirat Bach hat von einem Londonausflug mit seiner Frau ein tolles Projekt mitgebracht: Das Hilf Mahl, bei dem Restaurantgäste in den Wintermonaten gerne einen Euro für Obdachlose spenden. Schon jetzt machen zehn Restaurants bei dem Projekt mit.

Aber nicht nur Helfer und Freunde kommen bei Hinz&Kunzt-TV zu Wort. Sondern natürlich auch ehemalige und aktuelle Verkäufer wie Bea und Andreas, ohne die es Hinz&Kunzt nicht gäbe: Bea arbeitet inzwischen bei Hinz&Kunzt im Vertrieb. Und auch Andreas hatte Glück. Kürzlich fand er durch die Unterstützung einer Kirchengemeinde eine eigene Wohnung. Zuvor hatte er in einem Wohncontainer gelebt – der „Luxusvariante“ des Winternotprogramms. „Dort hatte ich immerhin meine Ruhe “, sagt Andreas, der schließlich auch die negativen Seiten des Winternotprogramms kennt. „Früher war ich in der Unterkunft Sportallee. Furchtbar. Da wurde viel getrunken und auch geklaut.“ Andreas meidet deswegen solche Massenunterkünfte. „Da schlafe ich lieber auf der Straße.“

Bildergalerie


  • Gleich geht’s los: Ein Tide-Mitarbeiter verkabelt Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer.

  • Hinz&Küntzler Andreas verfolgt skeptisch das Zwiegespräch zwischen Behördensprecher Marcel Schweitzer mit Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer.

  • Szenenwechsel: Moderatorin Alina Stiegler interviewt Captain Gips.

  • Die ganze Zeit über schraubt das Tide-Team um Mentor Alexander Törzs an der Technik.

  • Derweil gibt es in der Küche die letzten Regieanweisungen durch Produktionsleiter Tino Rieger (links) und Alexander Törzs (rechts).

  • Am Ende der Sendung durften alle Köstliches schlemmen: Elisabeth Füngers, Alina Stiegler, Stephan Karrenbauer, Bea Kaufmann, Marcel Schweitzer, Mathias Bach, Birgit Müller und Hinz&Künztler Andreas (von links).

  • Sie hatten die Idee: Anke Manthey, Wiebke Nadzeika, Berater Hans-Jürgen Börner, Lukas Völkl und Kristin Engehausen (von links) von der Hamburg Media School.

  • Sooo viele Menschen haben an der Sendung mitgearbeitet: Die Teams von Hinz&Kunzt, Tide, Hamburg Media School sowie unsere Gäste.

Hinz&Kunzt hat zuletzt mehrfach die Situation der öffentlichen Unterbringung angeprangert. Bei Hinz&Kunzt-TV diskutiert Andreas zusammen mit Sozialbehördensprecher Marcel Schweitzer und Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer über den Kollaps des Unterbringungssystems. Und das, obwohl die Sozialbehörde 780 Schlafplätze im Winter zusätzlich zur Verfügung gestellt hat. „Wir haben die Platzkapazität in den Notunterkünften von Anfang an deutlich erhöht, damit niemand auf der Straße schlafen muss“, so Behördensprecher Schweitzer. Und es reichte immer noch nicht. Karrenbauers Vorschlag: „Es gibt eine gesetzliche Verpflichtung, Flüchtlinge unterzubringen, das finden wir gut. Diese Verpflichtung muss es auch für Obdachlose geben, die eine Unterkunft wollen.“

Doch trotz aller Kontroversen: Am Ende saßen alle Beteiligten vereint beim Essen am Tisch. Auch für Moderatorin Stiegler kam das überraschend. „Haben sie jemals in so entspannter Atmosphäre beim Essen  zusammen gesessen“, lautete ihre Frage. Die Antwort von Hinz&Kunzt Chef-Redakteurin Birgit Müller und Stephan Karrenbauer kam wie aus der Pistole geschossen: „Nein.“ Eine Feststellung, die Behördensprecher Schweitzer so allerdings nicht teilen wollte: „Doch, doch. Ich hab doch immer Kekse, wenn Sie kommen.“

Wir sind aufgeregt und voller Vorfreude. Unser erster Eindruck vom Drehtag war: Das wird gut. Hamburg Media School, Tide und alle weiteren Beteiligten haben einen tollen Job gemacht. Ob Sie das auch finden? Über Rückmeldungen und Kommentare freuen wir uns. Zu sehen gibt es Hinz&Kunzt-TV bei Hamburgs Community- und Ausbildungskanal Tide im Kabelfernsehen, ansonsten hier in der Tide-Videothek.

Text: Jonas Füllner
Fotos: Mauricio Bustamante