1500 neue Plätze : Hindernisse für Unterkünfte

Die Sozialbehörde und Fördern und Wohnen arbeiten mit Hochdruck daran, 1500 neue Plätze für Flüchtlinge und Obdachlose zu schaffen. An der Borsteler Chaussee wurden Container für 48 Menschen aufgestellt, am Offakamp sollen 180 Flüchtlinge einziehen.

An der Borsteler Chaussee bereiteten am Freitag Arbeiter neue Wohncontainer vor.

Einstimmig hat die Eimsbüttler Bezirksversammlung am Donnerstagabend der Unterbringung von Flüchtlingen auf dem ehemaligen Recyclinghof am Offakamp zugestimmt. Die Zustimmung der Politiker war allerdings nicht bedingungslos: Sie forderten den Senat auf, gleichzeitig im Bezirk nach weiteren Unterkunftsmöglichkeiten zu suchen und die Unterbringung am Offakamp auf zwei Jahre zu begrenzen. Außerdem soll die Sozialbehörde ein Gutachten über die Schadstoffbelastung des Geländes im Hauptausschuss am 17. Januar 2013 vorlegen.

Die dringende Notwendigkeit, neue Unterkünfte zu schaffen, ist schneller als die Demokratie: Die ersten Flüchtlinge sollen bereits zum Jahresende auf dem Gelände einziehen. 158 Plätze will der Träger Fördern und Wohnen noch in diesem Jahr eröffnen, insgesamt sollen es 180 sein. „Wer in eine Notunterkunft einziehen will, kann nicht warten“, sagte Bettina Prott von der Sozialbehörde Behörde am Dienstagabend auf einer Informationsveranstaltung in einer benachbarten Schule. Bei der Informationsveranstaltung zeigten sich einige Anwohner überrumpelt und kritisierten eine mangelnde Beteiligung. „Sie sind durch die Abgeordneten in der Bezirksversammlung beteiligt“, entgegnete Prott. „Wir leben in einer repräsentativen Demokratie.“

Die neue Unterkunft entsteht im Rahmen der 1500 neuen Plätze für Flüchtlinge und Obdachlose, die Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) in den kommenden Wochen und Monaten schaffen will. Der Senator steht unter Druck, weil die bisherigen Unterkünfte den Bedarf nicht mehr decken. Untergebracht werden sollen die Flüchtlinge im Offakamp in leerstehenden Bürogebäuden, Wohncontainern und auch in Wohnwagen, die in einer Halle stehen.

Dass das Gelände als Unterkunft geeignet ist, bezweifeln Anwohner. In der Begründung zum Bebauungsplan Lokstedt 58 wird eine kulturelle oder soziale Nutzung explizit ausgeschlossen: Das Erdreich im Bereich der ehemaligen Hausmülldeponie ist zwar versiegelt, darunter aber vergiftet. Unter anderem ist der Boden mit Arsen, Blei, Kupfer und weiteren Schwermetallen belastet. Außerdem bildet sich unterirdisch Methangas. Trotzdem laufen auf dem Gelände bereits erste Bauarbeiten: In 80 Zentimeter Tiefe werden Stromkabel verlegt. Damit sei keine Gefahr verbunden, heißt es aus der Sozialbehörde. Die Schadstoffversiegelung liege 1,50 Meter unter dem Boden. „Würde sich aus der Nutzung eine Gefahr ergeben, würden wir dort keine Unterbringung machen“, sagte Bettina Prott von der Sozialbehörde. Deswegen wurden Bodenproben auf dem Gelände entnommen. Bis das Ergebnis feststeht, sollen die Arbeiten ruhen.

Neue Unterkünfte entstehen in allen Hamburger Bezirken. „Unsere Ansage ist, dass jeder Bezirk sich beteiligen muss“, so Prott. „Die Alternative ist, dass wir auch in der Folgeunterbringung die Menschen in Zelten unterbringen.“ Die Stadt war kritisiert worden, weil sie Flüchtlinge in der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung Sportallee in beheizten Zelten untergebracht hatte. Bis zu drei Monate müssen die Flüchtlinge in dieser Einrichtung bleiben. In den neuen Unterkünften leben sie danach solange, bis über ihren Asylantrag entschieden wurde – mitunter also für Jahre.

Der Bezirk Nord ist Vorreiter bei den Unterkunftsplätzen. Einstimmig hat die Bezirksversammlung zugestimmt, die Unterkunft an der Borsteler Chaussee 299 um Container für 48 Menschen zu erweitern. „Wir wollen keine Zelte im Bezirk haben“, sagte Sozialdezernentin Yvonne Nische. „Und wir wissen ja, wie groß die Not ist.“ Der Bezirk liegt damit wieder einmal vorn in Sachen Unterbringung. 2000 Plätze stellt Nord insgesamt zur Verfügung. Beschwerden gebe es selten. Torsten Grube von Fördern und Wohnen betonte: „Das liegt sicher daran, dass wir an Runden Tischen und bei Stadtteilkonferenz mitarbeiten.“ Dort komme alles auf den Tisch und werde abgearbeitet. „Das ist eine große Integrationsleistung“, sagt Yvonne Nische. „Trotzdem finden wir, dass die anderen Bezirke jetzt auch mal dran sind.“

Text: Benjamin Laufer, Birgit Müller
Foto: Dmitrij Leltschuk 

Dossier: Wohnungsnotstadt Hamburg

Dieser Winter ist für Wohnungslose besonders hart: Ein Baby wird obdachlos. Wohnungslose Menschen müssen in Notunterkünften auf Stühlen und auf dem Fußboden schlafen, Studenten in einer Turnhalle und Flüchtlinge in Zelten. Die Dauerunterkünfte sind voll belegt, Wohnungen erst recht nicht frei. Dabei verfallen etliche unbewohnte Gebäude. Sozialsenator Scheele hat 1000 neue Unterkünfte versprochen. Trotzdem: Die Suche nach einer Herberge wird an vielen Orten in Hamburg zum Trauerspiel. Wir haben einige besucht und in unserer Karte verzeichnet:

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