Kommentar : Helft endlich allen Obdachlosen!

Das Winternotprogramm ist zu Ende und hunderte Obdachlose müssen wieder auf die Straße. Jedes Jahr wiederholt sich das traurige Spiel. Wollen wir uns wirklich daran gewöhnen? Das dürfen wir nicht, sagt unser Sozialarbeiter.

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Ab Donnerstag werden hunderte Obdachlose wieder draußen schlafen.

Ab Freitag werden hunderte Obdachlose mehr Hamburgs Straßen bevölkern. Sie werden ihre Platten vor den Geschäften in der Innenstadt beziehen, ihre Isomatten unter Büschen ausbreiten und jede noch so unwirtliche Nische als Schutzraum nutzen. Verantwortlich dafür ist die Stadt Hamburg. Sie beendet – wie geplant – das Winternotprogramm und setzt viele Obdachlose einfach vor die Tür.

Fast 1000 Menschen haben zuletzt das Winternotprogramm genutzt. Die meisten müssen am Donnerstag wieder auf die Straße. Einige haben im Winternotprogramm zwar eine Beratung bekommen und dadurch sogar eine dauerhafte Bleibe gefunden. Und jeder Fall, in dem das gelingt, ist ein toller Erfolg. Im vergangenen Jahr gelang das allerdings gerade mal bei 100 Menschen. Für die meisten ist das Ende des Winternotprogramms ein Wiedereintritt in die Obdachlosigkeit!

In die Gebäude des Winternotprogramms werden Ende April Flüchtlinge einziehen. Am Schaarsteinweg sollen zudem auch wohnungslose Familien untergebracht werden, die derzeit notgedrungen in Hotels leben. In Hamburg betrifft das derzeit hunderte Menschen, seit Jahren nimmt ihre Anzahl zu. Sie alle brauchen dringend eine vernünftige Unterkunft und es ist gut, dass die Stadt ihnen hilft. Keiner darf draußen bleiben, weder Flüchtlinge noch Obdachlose – egal, woher sie kommen!

Stephan Karrenbauer ist Sozialarbeiter bei Hinz&Kunzt.

Absurd ist, dass dafür andere Obdachlose nun wieder auf die Straße gesetzt werden. Fast 1000 müssen raus – und viele Hamburger werden sich wieder an ihr Elend gewöhnen. An die provisorischen Hütten in Wäldern und Parks, von denen auch die verantwortliche Sozialbehörde weiß. Daran, dass so viele hundert Menschen bei Kälte und Nässe im Freien schlafen. Das macht sie krank und raubt ihnen das bisschen Perspektive, das sie noch haben.

Am meisten verelenden die Obdachlosen aus Osteuropa, die seit Jahren hier leben und zum Arbeiten hier sind. Doch ohne Wohnung finden Sie oft keine Arbeit – und wenn doch, werden sie häufig noch von ihren Arbeitgebern betrogen. Ein Teufelskreis – und der einzige Ausweg, den die Stadt ihnen meist anbietet, ist ein Busticket ins Heimatland. Die meisten bleiben trotzdem. Davor verschließt die Stadt die Augen und überlässt die Menschen der Straße.

Seit vielen Jahren geht das schon so – und ganz ehrlich: Ich bin es satt! Ich will mich nicht daran gewöhnen! Es ist nicht normal, dass Menschen auf der Straße schlafen müssen!

Helft endlich allen Obdachlosen!

Stephan Karrenbauer

Sozialarbeiter bei Hinz&Kunzt

Fotos: Mauricio Bustamante

 

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