Gagfah: Mieterproteste gehen weiter

Gagfah-Wburg
Knapp 9400 Wohnungen vermietet die Gagfah Group in Hamburg in Steilshoop, Wandsbek und Wilhelmsburg. Viele der Häuser sind marode.

Am Samstag haben in Wilhelmsburg erneut Mieter gegen den Wohnungskonzern Gagfah demonstriert. Ende März gab es die erste Demonstration vor der Gagfah-Zentrale in Wandsbek. Die Mieter wollen die unzumutbare Zustände in den Wohnungen nicht mehr hinnehmen.


Bewohner
von Häusern des Wohnungskonzerns Gagfah haben am Samstag mit einer Demonstration durch ihr Quartier ihre Kritik am Wohnungskonzerns Gagfah öffentlich bekundet. Laut der „AG Wohnen Wilhelmsburg“ unternehme der Konzern, „weiterhin nichts gegen unzumutbare Wohnverhältnisse“. Die Mieter fordern einen respektvollen Umgang und die sofortige Beseitigung aller Mängel ihrer Wohnungen.

Der Wohnungskonzern vermietet rund 9400 Wohnungen in Hamburg. Wie Hinz&Kunzt im Mai berichtete beklagen viele Mieter Schimmel in den Wohnungen und den insgesamt maroden Zustand der Häuser. Heizungen und Fahrstühle fallen aus, Briefkästen fehlen und der Putz fällt von den Wänden. Auch um die Häuser herum sieht es nicht besser aus: Spielplätze verrotten und wacklige Balkone werden mit bizarren Holzkonstruktionen abgestützt.

Bei Beschwerden würden Mieter hingehalten oder gleich ignoriert. Greifbar ist die Gagfah nicht mal für das Bezirksamt-Mitte, das für Wohnungen und Mieter in Wilhelmsburg zuständig ist: Mehrmals, zuerst im August 2009, zuletzt im März dieses Jahres, gingen Behördenmitarbeiter Beschwerden von Gagfah-Mietern in Wilhelmsburg nach. Zwei Mal, antwortete der Senat im April auf eine kleine Anfrage der Linken, haben Vertreter des Unternehmens Gesprächstermine mit dem Bezirk kurzfristig platzen lassen.

Wilhelmsburg wird in Vorbereitung auf die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013 bereits seit mehreren Jahren städtebaulich umgewandelt. Gerade hier, so die „AG Wohnen Wilhelmsburg“ seien ohnehin schon viele Mieter „von den negativen Auswirkungen staatlicher Wohnungspolitik betroffen“. Der Fall Gagfah zeige die Folgen der Privatisierung öffentlicher Wohnungen. „Die Bestände werden solange gewinnbringend heruntergewirtschaftet, bis die Städte ihr ehemaliges Eigentum schlussendlich selbst wieder erwerben und instandsetzen müssen. Doch diese Profitstrategie der GAGFAH auf Kosten der öffentlichen Haushalte darf nicht aufgehen.“

Mit ihrer Demonstration am Samstag forderten die Mieter eine neue Wohnungspolitik vom Senat. Die müsse sich an den Bedürfnissen der Bewohner orientieren und nicht an  „Gewinninteressen von Managern oder Aufwertungsabsichten des Senats“.

Text: BEB
Foto: Mauricio Bustamante