Provisorische Unterkünfte : Flüchtlinge wollen raus aus Zelten

Gegen die Unterbringung in unbeheizten Zelten protestierten am Dienstag etwa 80 Flüchtlinge aus der Zentralen Erstaufnahme (ZEA) in der Schnackenburgallee. An der Alster und auf dem Rathausmarkt warben sie um Hilfe aus der Politik.

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Die Flüchtlinge hatten deutschsprachige Protestschilder gebastelt, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

In ihren Zelten halten es die Flüchtlinge aus der ZEA Schnackenburgallee nicht mehr aus. „Es ist schrecklich kalt“, klagt Ismail. Zusammen mit etwa 80 jungen Landsleuten steht der Syrer auf dem Rathausmarkt. Einige halten Schilder hoch mit Forderungen wie „Bitte helft uns“ und „Wir wollen nicht erfrieren“.

Der Senat ist in den vergangenen Wochen dazu übergegangen, ehemalige Baumärkte als Massenunterkünfte für Flüchtlinge zu öffnen. Trotzdem leben noch immer 4000 von den rund 30.000 in öffentlichen Unterkünften untergebrachten Flüchtlingen in Zelten. So wie in der Schnackenburgallee sind die Zelte vielerorts nicht beheizt. „Bei diesen Witterungsbedingungen sind Zelte mit sieben Grad Innentemperatur nicht zumutbar. Wir brauchen feste Behausungen“, sagte Ärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery im NDR.

Auch der Flüchtlingsrat Hamburg kritisierte die Stadt: „Wir fordern statt immer mehr Großlagern die Belegung leer stehender Wohnungen und anderer geeigneter Gebäude mit einem Standard, der auch im Winter menschenwürdig ist.“

Mitglieder der Bürgerschaftsfraktion der Grünen luden eine Delegation der Flüchtlinge spontan ins Rathaus ein. „Die Flüchtlinge haben auf die konkrete Situation in der Schnackenburgsallee mit fehlenden Heizungen und kranken Kindern hingewiesen. Dort besteht akuter Handlungsbedarf“, sagt Antje Möller, flüchtlingspolitische Sprecherin der Fraktion. „Das wichtigste Ziel für heute war es, den Flüchtlingen zuzuhören und ihnen gleichzeitig Informationen zu den realistischen Perspektiven zu geben.“ Konkrete Hilfsangebote wollten die Grünen nicht machen. Aus der Pressestelle hieß es lediglich, dass perspektivisch unter anderem die Aufstellung von Holzhäusern statt Zelten geplant sei. Allerdings: Auf eine parlamentarische Anfrage der Linken zu der Situation der Flüchtlinge in Jenfeld hatte der Senat geantwortet, dass bereits ab dem 1. Oktober Heißlüfter in den Zelten aufgestellt würden. „Das ist aber immer noch nicht geschehen“, kritisiert Christiane Schneider, flüchtlingspolitische Sprecherin der Linken. Die Grünen wollen noch in dieser Woche ein weiteres Treffen mit den Flüchtlingen abhalten.

In den Unterkünften aller 16 Bundesländer leben rund 305.000 Flüchtlinge – davon etwa 42.000 in Zelten, berichtet die „Welt“.

Text: Jonas Füllner
Foto: Bündnis Recht auf Stadt – Never mind the papers

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