Kritik an „Fairtrade-Stadt“ Hamburg

Seit Ende Mai schmückt Hamburg sich mit dem Titel „Faitrade-Stadt“. Das klingt gut. Aber: Welchen Stellenwert hat der Titel, den die Organisation TransFair verleiht? Das Eine Welt Netzwerk Hamburg bemängelt ein halbherziges Vorgehen in Sachen fairer Handel.

Für zunächst zwei Jahre ist Hamburg nun „Fairtrade-Stadt“. Die Organisation TransFair bestätigt damit, dass die fünf maßgeblichen Kriterien für die Vergabe erfüllt sind. Dazu gehört etwa, dass bei öffentlichen Sitzungen fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wird. Zudem muss es eine bestimmte Anzahl an Geschäften und Gastro-Betrieben geben, die fair gehandelte Produkte vertreiben.

Fair und lecker: Schokolade aus fairer Produktion
Fair und lecker: Schokolade aus fairer Produktion

Bei aller Freude über den Titel regt sich auch Kritik. Das Eine-Welt-Netzwerk-Hamburg, Dachverband entwicklungspolitischer Initiativen, hält die Kriterien für zu lasch. „Es ist nicht sehr schwer, diesen Titel zu erhalten“, so Anneheide von Biela, Eine-Welt-Netzwerk-Geschäftsführerin. So würde etwa verlangt, dass mindestens 180 Geschäfte fair gehandelte Produkte anbieten.

Was nach einer hohen Hürde klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als gar nicht so schwierig: Es genügt nämlich, wenn die betroffenen Geschäfte nur ein einziges fair gehandeltes Produkt im Sortiment haben. Zudem kritisierte der Dachverband die Kürzungen im Etat für Entwicklungszusammenarbeit der Hansestadt. Der muss im nächsten Haushalt mit 60.000 Euro weniger auskommen. „Den Titel einzuheimsen und gleichzeitig Gelder für entwicklungspolitische Projekte zu kürzen, ist nicht akzeptabel und steht der Stadt nicht gut zu Gesicht“, so Anneheide von Biela.

Wolfgang Grätz, Referatsleiter für Entwicklungspolitik, weist die Kritik als „einseitig“ zurück. Zwar werde gekürzt, gleichzeitig aber der Etat für Städtepartnerschaften um 100.000 Euro aufgestockt. Das Geld komme auch der noch jungen Städtepartnerschaft mit Dar es Salaam (Tansania) zugute.

Eine Idee, wie Hamburg seinem Titel Ehre machen könnte, hat die Autorin Kirsten Brodde. Die Expertin für „Grüne Mode“ würde sich freuen, wenn die Hansestadt auch in Sachen fair gehandelter Mode Vorbild sein würde. „Polizisten, Feuerwehrleute und Müllmänner sollten fair gehandelte Uniformen tragen“, so Brodde im „Hamburger Abendblatt“.

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Wo kommt eigentlich unser schickes T-Shirt her? Und wie viel bzw. wie wenig verdienen die Menschen, die es hergestellt haben? Mit diesen und anderen Fragen rund ums Thema faire Mode beschäftigt sich die Diskussionsreihe „Made In? Made By? Auf den Spuren unserer Kleidung“.

Donnerstag, 9.6.2011, 19 – 21 Uhr, Verbraucherzentrale, Kirchenallee 22
„Trends der Zukunft: Was wollen KonsumentInnen wissen? Was können Unternehmen bieten?“

Donnerstag, 23.6.2011, 19 – 21 Uhr Ort: Dorothee-Sölle-Haus, Königstr. 54
„Erfolgsgeschichten und Motoren der Veränderung auf dem Weg zu einer sozial- und umweltverträglichen Mode“

Donnerstag, 30.6.2011, 19 – 21 Uhr Ort: Dorothee-Sölle-Haus, Königstr. 54
„Mehr Gerechtigkeit in der textilen Kette: Welche Möglichkeiten hat die Politik gegenüber dem Markt?“

Text: Simone Deckner
Foto: Hamburg mal fair