Überfüllte Unterkünfte : Erneut Zelte für Flüchtlinge

Neu ankommende Flüchtlinge müssen in Hamburg derzeit wieder in Zelten leben. Die Unterkünfte der Innenbehörde sind überfüllt, auch zusätzlich errichtete Wohncontainer reichen nicht aus. Die Suche nach neuen Unterkünften in der Stadt gestaltet sich schwierig.

fluechtlingszelt
Bereits im vergangenen Winter mussten Flüchtlinge in der Sportallee in Zelten schlafen.

Hamburg bringt neu ankommende Flüchtlinge derzeit wieder in Zelten unter. Am Montag wurden in der Erstaufnahmeeinrichtung in der Sportallee in Hamburg-Nord drei Zelte mit über 100 Betten errichtet. Das bestätigte Innenbehördensprecherin Swantje Glismann Hinz&Kunzt. „Das ist nichts, worauf wir stolz sind“, so Glismann. „Aber wir sind in einer sehr schwierigen Situation.“

Die zentrale Aufnahmeeinrichtung ist total überfüllt. Derzeit leben dort 500 Menschen, viel mehr als eigentlich vorgesehen: „Die Einrichtung ist für etwa die Hälfte ausgelegt. Es ist sehr, sehr voll“, sagt Glismann. Die Innenbehörde hat bereits 100 zusätzliche Betten aufgestellt und im Juni sogar Wohncontainer mit 112 Plätzen auf dem Gelände errichten lassen, aber auch das reicht jetzt nicht mehr. „Am Wochenende sind nochmal 50 Menschen gekommen, die wir nicht unterbringen konnten. Wir haben uns dann kurzfristig entschieden, Zelte aufzubauen“, sagt Glismann. In der Nacht zu Mittwoch haben die ersten Asylbewerber in den Zelten geschlafen.

Die Flüchtlingszahlen steigen gerade schneller, als neue Unterkünfte geschaffen werden können. Bundesweit kamen im Juli 9.516 Asylbewerber nach Deutschland, mehr als doppelt so viel wie im Juli 2012. Die Flüchtlinge kommen vor allem aus Russland, Syrien und Afghanistan. In Hamburg waren es im 1. Halbjahr rund 1450, 570 mehr als im Vorjahreszeitraum. Dafür sind die städtischen Unterkünfte nicht ausgelegt: „Wir suchen nach neuen Plätzen in der ganzen Stadt“, sagt Glismann. „Es ist wirklich schwierig, Standorte zu finden.“

Als „große Herausforderung“ hatte Innensenator Michael Neumann (SPD) die Suche am Mittwoch im Hamburger Abendblatt beschrieben. „Wenn es darum geht, in der eigenen Nachbarschaft, im Stadtteil Flüchtlinge aufzunehmen, reagieren Menschen häufig ablehnend“, sagte er im Interview. „Da müssen wir um Vertrauen werben und gleichzeitig dafür sorgen, dass nicht immer die selben Stadtteile betroffen sind.“

Entlastung für die Sportallee können 300 geplante Unterkunftsplätze an der Schnackenburgsallee in Bahrenfeld bringen. Ursprünglich sollten sie im Oktober fertiggestellt werden. In der Innenbehörde hofft man nun, dass 168 davon schon Mitte September bezugsfertig sein werden. Bis dahin bleiben die Zelte in der Sportallee wohl stehen. „Wir müssen ja auch darauf vorbereitet sein, dass noch mehr Menschen kommen“, sagt Swantje Glismann.

Text: Benjamin Laufer
Foto: Dimitrij Leltschuk