Wohnungnotstadt Hamburg : Winternotprogramm am Limit

Die Notunterkünfte platzen aus allen Nähten! Deswegen fordert das Diakonische Werk die schnelle Einrichtung neuer Plätze. Das ist nur die Spitze des Hamburger Wohnungsnot-Eisbergs. In unserem Online-Dossier zeigen wir, wo es noch Probleme gibt. 

Platzt aus allen Nähten: Das Winternotprogramm für Obdachlose in der Spaldingstraße. Foto: Mauricio Bustamante.

Das Winternotprogramm ist voll: In der Notunterkunft in der Spaldingstraße übernachten derzeit 243 Personen, obwohl es nur für 230 ausgelegt ist. Im Pik As suchen 306 Menschen Unterschlupf, obwohl es in der Einrichtung nur 190 reguläre Plätze gibt. Auch die Containerschlafplätze der Kirchengemeinde sind alle vergeben. Dabei wird der Erfrierungsschutz jetzt dringend gebraucht: Ab Mittwoch sollen die Temperaturen dauerhaft unter den Gefrierpunkt liegen. Trotzdem ist es für Obdachlose in Hamburg gerade nicht einfach, einen Schlafplatz im Warmen zu finden.

„An der Belastungsgrenze“ sieht die Diakonie deswegen deswegen das Winternotprogramm. Die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden am Limit arbeiten, sagt Diakonie-Vorstand Gabi Brasch. „Gerade in den niedrigschwelligen Einrichtungen können Angebote wie Essensausgabe und Duschen nicht mehr im benötigten Umfang sichergestellt werden.“ Brasch fordert die Sozialbehörde auf, schnell neue Plätze zur Verfügung zu stellen: „Wir können nicht länger warten.“ In der momentanen Situation, befürchtet Brasch, könnten obdachlose Menschen die Einrichtungen des Winternotprogramms sogar meiden.

Dass so viele Menschen eine Notunterkunft brauchen, liegt auch an der schlimmen Wohnungsnot in Hamburg. Denn die Wohnungslosen, die in den dauerhaften Unterkünften leben, finden auf dem Wohnungsmarkt keine Bleibe. In unserem Online-Dossier Wohnungsnotstadt Hamburg betrachten wir viele Facetten des Problems. Wieso müssen Studenten in Turnhallen und Flüchtlinge in Zelten schlafen, während die Stadt gleichzeitig Häuser leer stehen lässt? Wie kann es sein, dass schon ein Neugeborenes wohnungslos wird? Wieso gelten Hausbesetzungen immer noch als kriminell? Rechtsanwalt Marc Meyer von Mietern helfen Mietern erklärt im Interview, wieso die Situation in Hamburg so dramatisch ist. Und Hinz&Kunzt-Chefredakteurin Birgit Müller kommentiert, was wir jetzt gegen Obdachlosigkeit tun müssen: Alle mit anpacken!

Text: Benjamin Laufer
Foto: Mauricio Bustamante