Brücke zu den Sternen

Hamburgs Kinder-Hospiz – ein Ort, um in Würde Abschied zu nehmen

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

In Hamburg gibt es einen Ort, an dem Kinder und Jugendliche, die unheilbar krank sind, in Frieden sterben können: das Kinder-Hospiz Sternenbrücke. Dass dort nicht nur Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung herrschen, habe ich bei einem Besuch selbst erlebt.

Der Verein wurde 1999 gegründet, das Haus 2003 eröffnet. Schwerkranke Kinder, die eine begrenzte Lebenserwartung haben, können dort mit ihren Familien die letzten Tage verbringen oder auch „Urlaub vom Krankenhaus“ machen.

Zu Hause können die Kinder aus medizinischen Gründen meist nicht mehr gepflegt werden, oft gibt es auch noch Geschwister-kinder, die versorgt werden müssen. Und ein Aufenthalt im Krankenhaus ist weder für die Kinder noch für die Angehörigen schön: weiße Wände, Hektik, das Ziel, Leben auch um den Preis der Würde zu erhalten, und das ständige Gefühl, nicht da zu sein, wo das Leben spielt, machen ein würdevolles Sterben und Abschiednehmen fast unmöglich. Allerdings ist gerade das wichtig für die Angehörigen, um irgendwann weitermachen zu können.

Das Kinder-Hospiz ist anders: Schon die Umgebung der alten Villa im Hamburger Westen, die komplett umgebaut und liebevoll eingerichtet ist, strahlt Ruhe aus. Zwischen hohen alten Bäumen in einem Park steht das große, weiße Gebäude. Zum Interview-Termin werden wir nett begrüßt. Am Eingang fallen gleich die Sterne mit Namen auf, die an die Wand gemalt sind. Es sind die Namen der jungen Patienten, die hier schon einmal zu Besuch waren. Die Wände und die Einrichtung sind ganz in warmem Gelb und Blau gehalten. Nichts lässt hier an Krankenhaus denken.

Wir sprechen mit Uwe Sanneck, Trauerbegleiter, Pädagoge und Gründungsmitglied des Fördervereins Sternenbrücke. Alle, die im Hospiz arbeiten, müssen sich vorher in einem Kurs darauf vorbereiten, erklärt Sanneck. Um die Erlebnisse zu verarbeiten und auch um die Angehörigen möglichst gut unterstützen zu können, dürften sie ihre Trauer, ihre Gefühle niemals verstecken oder herunterschlucken. Denn „jede nicht geweinte Träne schlingt sich um das Herz, und irgendwann zerplatzt es“, sagt Sanneck.

Das ist einer der wichtigsten Grundsätze des Kinder-Hospizes: helfen durch Offenheit und Gespräche. Denn, wie Sanneck sagt, der Abschied von einem geliebten Menschen könne nicht erleichtert, er könne nur ermöglicht und „gelebt“ werden. Es soll den Hinterbliebenen gezeigt werden, dass sie die Erinnerung an ihr Kind und an den Tod ihres Kindes nicht loslassen, sondern in ihr weiteres Leben integrieren müssen. Er spricht vom „Brücken bauen“, Brücken zu Abschied, Trauer oder tiefer Verzweiflung. Man merkt, dass er nicht nur davon spricht, sondern es tut, hier in der Sternenbrücke.

Im Hospiz sollen die Patienten, hier die Kinder und Jugendlichen, in Würde sterben. Für Uwe Sanneck bedeutet Würde: „bewusst“ sterben, sich nicht vor dem Tod verstecken. Die Patienten sollen möglichst schmerzfrei sterben, und man tut alles dafür, dass die Sterbenden über das, was für sie wichtig ist, bestimmen können und Dinge und Menschen um sich haben, die ihnen lieb sind.

Beim Rundgang durch das Gebäude ist es schon dunkel und das ganze Haus still. Die Zimmer der Kinder sind um einen großen Innenhof angeordnet, der von großen bunten Leuchtkugeln erhellt ist. So entsteht eine Atmosphäre der Zusammengehörigkeit und Ruhe.

Eines der Zimmer gehört David Rudolph. Er ist zehn und leidet an einer Stoffwechselkrankheit. Er kann nicht mehr sehen und nicht mehr sprechen, doch er nimmt seine Umgebung über Geräusche, Gerüche und Berührungen trotzdem genau wahr. Seine Mutter wohnt nicht mit im Kinder-Hospiz, da sie hochschwan-ger ist. Prinzipiell gibt es aber auch Platz für die Familien der jungen Patienten.

Für Eltern ist es der größte Albtraum, gesagt zu bekommen, dass ihr Kind in absehbarer Zeit sterben wird. Solch eine Nachricht zerrüttet die ganze Familienstruktur. Und die Fragen nach dem „Warum“ kann keiner beantworten. Die Menschen reagieren schockiert, hilflos und meist auch wütend auf Gott oder das Schicksal.

Auch für Angehörige, Bekannte und Freunde ist die Situation nicht leicht. Wie soll man mit jemandem umgehen, der weiß, dass er nicht mehr die Möglichkeit hat, sein Leben nach seiner Vorstellung zu gestalten? Doch der Tod eines Kindes, so Sanneck, sei immer auch eine Botschaft. Das Leben der Angehörigen bekommt eine ganz neue Bedeutung, die Wertvorstellungen ändern sich. Auf einmal ist es nicht mehr so wichtig, materiellen Reichtum zu besitzen. Es wird wichtiger, sein Leben zu genießen und sich seines Wertes bewusst zu sein.

Lea Frehse

„Ich sehe was, was du nicht siehst“

Phantasie braucht kein Licht: Wie der blinde Student Jan Twesten (28) Hamburg erlebt

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Hamburg. Das ist die geilste Stadt überhaupt. Hier bin ich aufgewachsen, hier will ich bleiben. Doch gesehen habe ich meine Stadt noch nie. Dafür höre ich sie täglich, fühle, rieche und schmecke sie – und das wohl intensiver als viele andere.

Fremdgänger

Ausländische Jugendliche über ihr Leben mit den Deutschen

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Barbaras Blick ist schüchtern und stark zugleich, eine Spur fragend aus dunklen Augen. José grinst breit und guckt sein Gegenüber direkt an, eindringlich und intensiv. Die beiden würden auf die Oberstufe eines Gymnasiums passen oder in einen Uni-Kurs. Sie tragen Strickpullis gegen die unfreund-liche Winter-Nässe und schieben sich die blonden Haare aus dem Gesicht. Beide sind 18, sie kommen aus Eldorado Misiones, einer Stadt im argentinischen Urwald. Ihre Vorfah-en waren deutsche Einwanderer.

Hamburg braucht Underground!

Warum ein kleiner Club an der Elbe erhalten bleiben muss

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Wir haben uns verlaufen. Eine dunkle, menschenleere Straße unten am Hafen. Edle Restaurants für den Tagesbetrieb. Ein exklusives Möbelgeschäft, das für heute schon geschlossen hat. Unsere Schritte hallen von den Wänden hanseatisch-moderner Bürobauten wider. Der Kiez liegt längst hinter uns, doch wir hören bereits wieder leise Bässe. Wir folgen ihnen und gelangen so zu unserem Ziel: dem Hafenklang.

Jugendredaktion 2005

Die Jugendredaktion stellt sich vor

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Uff! Was für ein Thema sich da ankündigt! Es ist das vierte Treffen der Jugendredaktion, und auf einmal schlägt jemand vor, „Deutsche und Patriotismus“ zum Schwerpunkt des Heftes zu machen. Doch der Reihe nach. Wie jedes Jahr sollte auch 2005 eine Hinz & Kunzt-Ausgabe er-scheinen, die ausschließlich von Jugendlichen zusammengestellt wird. Hier können Jugendliche völlig ungezwungen über ihre Themen schrei-ben und dabei auch ein soziales Projekt kennen lernen. Die Aufgabe von uns beiden war es, dieses Projekt zu leiten. Das bedeutete zu-nächst: Leute zwischen 15 und 24 finden, die Spaß am Schreiben haben, einen Zeitplan erstellen, das erste Treffen organisieren.

Ende September quetschten sich dann 18 Personen um den Tisch im Besprechungsraum. Und ziemlich bald fingen wir an, mit Themenvorschlägen um uns zu werfen: Ein Bericht über eine Clownschule sollte ins Heft, eine Glosse über eine Hassliebe zu Hamburg, ein Porträt des Jugendprojekts „Zirkus Willibald“.

Und schließlich kam jemand auf die Idee mit dem Schwerpunkt. Anlass waren zunehmend nationale Töne in der Popmusik. Plötzlich fingen wir an, kontrovers über das Thema zu diskutieren. Wann wird Patriotismus gefährlich? Ist es überhaupt sinnvoll, Patriot zu sein? Die gesamte Jugendredaktion war von der Debatte ergriffen. Wir entschieden uns für ein moderiertes Gespräch; Auszüge haben wir in dieser Ausgabe abgedruckt. Wenn täglich Songs im Radio zu hören sind, in denen Bands von ihren Gefühlen gegenüber Deutschland erzählen, dann ist das auch ein Thema, mit dem wir Jugendlichen uns auseinander setzen müssen.

Über dem Titelthema sollen all die anderen Artikel nicht vergessen werden. In der Rubrik „Perspektive“ berichten verschiedene Jugendredakteure über Jugendliche mit ungewöhnlichen Lebensweisen und Plänen, in „Initiative“ geht es vor allem um Engagement: Wo setzen sich Jugendliche für andere ein, und wer setzt sich für Jugendliche ein? Auch ein Kulturteil durfte auf keinen Fall fehlen.

Doch genug der Worte – wir hoffen, dass beim Lesen rüberkommt, wie viel Spaß wir beim Organisieren, Recherchieren und Schreiben hatten!

Robert Heuer und Philipp Ratfisch

Das Who is Who der Jugendredaktion: Sarah Stoffers, Pamela Perschnick, Imke Wendt, Robert Heuer, Olivia Bayer, Thekla Ahrens, Lea Frehse, Johanna Langmaack, Philipp Ratfisch, Martin Miotk, Hanning Voigts, Rebecca Ntim, Jana Kischkat und Jonas Goebel.

Manege frei für Integration

Stadtteilarbeit mit Springseil und Diabolo: der Zirkus Willibald in Wilhelmsburg

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Nur knapp verfehlt der kreiselnde Teller das kunstvoll geschwungene Seidentuch und findet seine Balance wieder, während die Luft vibriert vor Hula-Hoop-Reifen. Im Zauberschrank scheint eine Elfjährige mehrmals durchtrennt worden zu sein, kommt dann aber wohlbehalten wieder hervor. Ein ziemlich buntes Bild, das sich bei der Aufführung der Kinder des Zirkus Willibald an diesem Nachmittag bietet. Nachdem auch der begeisterte Applaus für die slalomfahrenden Einradfahrer abebbt, kehrt im Bürgerhaus Wilhelmsburg langsam Ruhe ein. Ein voller Erfolg!

Zirkus Willibald entstand als Klassenprojekt an der Gesamtschule Wilhelmsburg, bald jedoch beteiligte sich die ganze Schule. Mittlerweile hat sich der Kinderzirkus in Kooperation mit dem Bürgerhaus Wilhelmsburg zu einem Stadtteilprojekt ausgeweitet – mit rund 80 Kindern zwischen sechs und 13 Jahren. Die Schüler nehmen den Kurs als Nachmittagsangebot ihrer Schule wahr und stellen etwa die Hälfte der Teilnehmer. Die anderen Kinder aus dem Stadtteil zahlen monatlich einen kleinen Beitrag. Seit 2001 arbeitet der Zirkus auch eng mit den Häusern der Jugend auf der Elbinsel zusammen, in denen weitere Zirkusgruppen initiiert wurden. Die Gruppen entwickeln jeweils eigene Nummern, die dann für Auffüh-rungen zu einem Programm zusammengefügt werden.

Jedes Schuljahr stoßen neue Kinder dazu, die sich zunächst mit Zirkusgrundtechniken vertraut machen. Nach einigen Monaten Probephase beginnt im Dezember die eigentliche Zirkussaison, deren Höhepunkt die Präsentation des Gesamtprogramms im Frühjahr ist.

Um bei Kindern Kultur und Bewegung anzuregen, hatte der Lehrer Wilhelm Kelber-Bretz das Projekt 1993 ins Leben gerufen; auch jetzt noch ist er Hauptverantwortlicher und wird von ehrenamtlichen Helfern unterstützt. „Kinder brauchen Bewegung, die nicht nur die Motorik verbessert, sondern auch das Selbstbewusstsein stärkt“, so Kelber-Bretz. Die Kinder gestalten das Programm mit. „So können sie ihre Ideen auf die Bühne bringen und Erlerntes als Teil einer Gruppe vor Publikum präsentieren.“

Ziel sei es nicht, „Höchstleistungen zu vollbringen“, sondern spielerisch die körperlichen, sozialen und sprachlichen Fähigkeiten der Kinder zu fördern, erläutert Kelber-Bretz weiter. Das Projekt führt Kinder unter-schiedlichster Herkunft zusammen. In Wilhelmsburg, wo Familien aus mehr als 20 Nationen leben, trägt Zirkus Willibald zur Integration von Kindern ausländischer Herkunft bei und bringt deutschen Kindern die kulturelle Vielfalt ihrer Nachbarschaft näher.

Der Zirkus finanziert sich fast ausschließlich aus Spenden und Preis-geldern. 2004 zum Beispiel wurde er beim bundesweiten Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ mit 3000 Euro ausgezeichnet. Das Geld wird wohl vor allem für die Anfertigung eines Willibald-Kostüms verwendet – die Figur soll in Zukunft durch das Programm führen.

Bekannt ist Willibald bereits aus einem Comic, der seit Frühjahr 2002 monatlich im Wilhelmsburger Inselrundblick erscheint. Gezeichnet werden die Strips übrigens von Bernd und Roswitha Stein. Bernd Stein schuf für Hinz&Kunzt früher den „Hamburg City-Blues“. Der Willibald im Comic agiert nicht nur im Zirkus, sondern greift allgemeine und stadtteilspezifische Probleme von Kindern auf. Die Ideen zu den Abenteuern, die Willibald in Wilhelmsburg erlebt, entwickeln die Kinder teilweise sogar selbst.

Auch diese Idee stammt von einer Schülerin: „Wir starten durch!“ stand auf der Einladung, als die Comics im vergangenen Jahr ausgestellt wurden. Wir starten durch – das könnte glatt die Devise dieses Projektes sein.

Rebecca Ntim

Zurück in die Zelle

Vorzeigegefängnis Moritz-Liepmann-Haus soll geschlossen werden: Bewohner kämpfen für seinen Erhalt

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Seit 33 Jahren bereitet das Moritz-Liepmann-Haus (MLH) Gefangene auf ein Leben in Freiheit vor. Nun kommt das Aus: Justizsenator Roger Kusch will die Einrichtung in der Alsenstraße in Altona-Nord zum 15. Februar schließen. Die Insassen sollen in die JVA Glasmoor und die Sozialtherapeutische Anstalt Altengamme verlegt werden.

Ursprünglich sollte der Standort erst Ende 2005 aufgegeben werden. „Wir wollen so vorher schon Einspar-potenziale verwirklichen“, sagte der Sprecher der Justizbehörde, Ingo Wolfram.

Das MLH gilt seit seiner Eröffnung 1972 als Pionierprojekt eines modernen Strafvollzugs. Vorausgegangen war die Erfahrung, dass ehemalige Häftlinge in den ersten sechs Monaten nach ihrer Entlassung besonders rückfallge-fährdet sind. So kam man auf die Idee, in einem besonderen Gefängnis bereits zum Ende der Haftzeit den Alltag zu proben.

Die „Bewohner“ – wie die Insassen im MLH genannt wer-den – müssen sich eine Arbeit außerhalb des Hauses suchen. So können sie sich an einen geregelten Tagesab-lauf gewöhnen. Das ist zwar auch sonst gängige Praxis im offenen Vollzug. Doch das MLH ist im Gegensatz zu anderen Gefängnissen zentral gelegen: Die S-Bahnstation Holstenstraße ist in wenigen Minuten zu erreichen.

Außerdem geht die Freiheit im MLH weiter: Nach ihrer Arbeit dürfen die Bewohner täglich bis zu acht Stunden außerhalb des Gebäudes verbringen. Zu ihren Zimmern besitzen sie einen eigenen Schlüssel. Sie können Besucher mit auf ihr Zimmer nehmen. Und die Fenster haben keine Gitter. Doch Einschränkungen gibt es natürlich auch: Nach der Arbeit müssen sich alle Bewohner zurückmelden, bevor sie ihre Freizeit nutzen können. Um 23.30 Uhr müssen sie spätestens wieder da sein. Außerdem dürfen die Insassen keine Drogen oder Alkohol konsumie-ren. Wer eklatant gegen die Regeln verstößt, wird wieder in den Knast zurückverlegt, aus dem er kommt. Das Konzept des Hauses geht auf: Gefangene verzichten sogar auf eine vorzeitige Entlassung, nur um ins MLH wechseln zu können.

Richy Edel ist wütend über den Plan des Justizsenators. Der Insassenvertreter des MLH befürchtet, die gewon-nenen Freiheiten könnten in anderen Gefängnissen wieder eingeschränkt werden. „In Glasmoor sind drei Stunden Freizeit das Maximum“, so der 38-Jährige. „Und Besuch dürfen wir nur noch einmal pro Woche empfan-gen – in einem Raum mit 20 anderen Gefangenen.“ Durch den längeren Fahrtweg und die schlechtere Verkehrsanbindung sieht er die Arbeitsplätze der Bewohner bedroht. „Wir dachten, die Abmachung, dass wir hier unsere restliche Zeit verbringen können, wäre für beide Seiten bindend, nicht nur für uns“, sagt Edel.

Behördensprecher Wolfram versucht, zu beschwichtigen: „Wir sind dabei, gemeinsam mit dem Beirat des Moritz-Liepmann-Hauses für jeden Bewohner eine Lösung zu finden.“ Auch vorzeitige Entlassungen seien im Gespräch, soweit dies rechtlich möglich sei.

Till Steffen von der GAL kritisiert das Vorhaben des Justizsenator dennoch. Zwar würden den jetzigen Bewohnern Zugeständnisse gemacht. Aber: „Mit der Schließung des Moritz-Liepmann-Hauses fährt die Behörde den offenen Vollzug zurück“, so der justizpolitische Sprecher. „Das wird zu großen gesellschaftlichen Problemen führen.“ Denn so lernten die Häftlinge nicht mehr, selbstständig zu handeln und wären mit der plötzlichen Freiheit überfordert. Das Konzept des MLH werde in den anderen Gefängnissen nicht zu realisieren sein, erklärt Steffen. „Es wird ersatzlos wegfallen. Das ist unverantwortlich.“

Behördensprecher Wolfram wehrt ab: „Die Angebote des MLH können auch in anderen Einrichtungen fortgeführt werden.“ Eines jedoch ist klar: Mit dem Moritz-Liepmann-Haus wird eine Vorzeigeeinrichtung des Hamburger Strafvollzugs geschlossen.

Philipp Ratfisch

„Und betreten neues deutsches Land…“

Machen Musiker wie Mia und Paul van Dyk Nationalismus wieder salonfähig?

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Es wird wieder einmal gestritten. Gestritten um das Verhältnis zur Nation. In Gesellschaft und Politik melden sich lautstark die Befürworter eines „entspannteren“ Verhältnisses zur Nation. Dürfen nicht auch die Deutschen wieder selbstbewusst in die Zukunft schauen? Deutschland hat aus seiner Vergangenheit gelernt, so die Botschaft. Im letzten Jahr hat die Diskussion die Popmusik und damit die Jugendkultur erreicht. Einige deutsche Musiker stellen wieder die Frage, ob Deutschsein nicht doch etwas ist, auf das man sich positiv beziehen kann. Eine Diskussion, die geführt gehört.

„Hauptsache von da weg!“

Ein junger Tschetschene flieht aus seiner Heimat und hofft auf eine Zukunft in Hamburg

(aus Hinz&Kunzt 144/Februar 2005)

Ausgrenzung und Abschiebung gehören in Deutschland zum Alltag. Insbesondere jugendliche Flüchtlinge haben darunter zu leiden. Konkrete Hilfe und vielleicht die Aussicht auf eine Perspektive bietet in Hamburg der Verein „Woge“.