Bildzeitung: Wieder Hetze gegen Bettler

Hinz&Kunzt antwortet: Kämpft nicht gegen arme Menschen, sondern gegen Armut!

„Elends-Bettler belagern Weihnachtsmärkte“, schreibt die Bildzeitung heute, 26. November. Sie zitiert das gebrochene Deutsch eines Mannes: „Alles Gute für Familie, bitte, alles Gute für Familie.“

Eine Besucherin wird so zitiert: „Ich glaube, er (ein Mann, der nach Geld fragte) tat nur so, als sei er behindert“.

Wurstverkäufer („Vorhin war eine schwangere Frau hier und wollte eine Bratwurst geschenkt haben. Das machen wir natürlich nicht.“) und die Männer beim Glühweinausschank („An unseren Stand kommen sie nicht ran.“) fürchten angeblich um ihre Kunden. Die Bildzeitung fotografierte Männer beim Betteln, zoomt auf Krücken, weist in der Bildunterschrift auf verdrehte Füße hin und vergisst auch nicht zu schreiben: „Dieser Mann bettelt auf dem Weihnachtsmarkt. Er trägt teure Nike-Turnschuhe.“

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Dazu haben wir von Hinz&Kunzt zu sagen: Kämpft gegen Armut, nicht gegen arme Menschen!

Menschen, die betteln, ob Deutsche oder Ausländer, sind arm. Sie sehen nur eine Möglichkeit, sich und ihre Familien über Wasser zu halten: durch Betteln. Das ist nicht schön – für die armen Menschen.

Jeder von uns, der in einer besseren Situation ist, kann entscheiden, ob er einem Bettler Geld gibt oder nicht. Bettler sind keine Diebe. Bettler sind keine Menschen, die es darauf anlegen, andere zu verärgern. Und sie betteln nicht, um Weihnachtsmarktbesuchern den Appetit auf Glühwein und Bratwurst zu verderben.

Sie zeigen uns, wie ungerecht Arbeit und Geld verteilt sind. DAS ist ein Thema, über das es sich zu schreiben und nachzudenken lohnt.

Jeder, der gegen Bettler ist, sich von ihnen gar belästigt fühlt, sollte sich die Frage stellen: Was würde ich tun, um mich und meine Familie durchzubringen?

Würde ich mich nicht auch aufmachen in ein Land, in dem es die Menschen besser haben, in ein Land mit einem Hilfssystem, das Bedürftige unterstützt? In ein Land, in dem es vielen Menschen nicht weh tut, 50 Cent in den Pappbecher zu schmeißen?

2010 soll das Europäische Jahr zur Bekämpfung der Armut werden.

Lasst uns kämpfen– nicht gegen arme Menschen, sondern gegen Armut. Damit das nicht ein Motto bleibt, sondern auch Konsequenzen hat. Damit arme Menschen nicht in fremde Länder reisen, weil Almosen in der Fremde immer noch besser sind, als in der eigenen Heimat gar nichts zu haben.

Übrigens: Bisher hat keine Behörde nachgewiesen, dass es mafiöse Gruppen gibt, die die Bettler einschleusen und ausbeuten. Die Grenzen sind offen, es muss keiner mehr eingeschleust werden.

Nicht von Schleusern, von ihrer schlechten Lebenssituation werden arme Menschen zu diesen Reisen gezwungen.

stephan Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter

stephan.karrenbauer@hinzundkunzt.de

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