Homeless World Cup : Straßenfußball-WM in Chile

In Santiago de Chile findet diese Tage der Homeless World Cup, die Weltmeisterschaft der Obdachlosen, statt. Unser Fotograf Mauricio Bustamante begleitet die deutsche Auswahl auf ihrer Reise und berichtet von den ersten Turniertagen.

Chile_TitelEs ist ungefähr halb elf als wir das Hotel der deutschen Mannschaft betreten und uns auf die Suche nach den Teammitgliedern machen. Wir erwischen Trainer Jiri Pacourek und Oliver Gutwillinger, Spielführer des deutschen Teams, bei ihrer Reflektion des vergangenen Spieltages. Nach einem 9:5 gegen Finnland und einem 6:8 gegen Litauen analysieren sie gemeinsam die Spielverläufe auf der Dachterrasse im 8. Stock des Hotels Imperial mitten im Zentrum von Santiago de Chile.

In Zimmer 506 unterbrechen wir ungewollt und spontan den Duschzyklus der deutschen Spieler. Das Zimmer teilen sich Marcel Wagner aus Düsseldorf, Pascal Stacher aus München, Roland Kottke aus Schongau, und Dennis Laws aus Kiel. Für alle ist der Homeless World Cup ein „wahr gewordener Traum“. Die erste Reise ins Ausland, der erste Flug, und direkt 18 Stunden in der Luft.

Bildergalerie

  • Die deutsche Auswahl ist in Santiago de Chile angekommen.
  • der Andrang zu den Spielen ist teilweise überwältigend.
  • Auf dem gemeinsamen Weg der Spieler zum Plaza de la Cuidadania schreitet das deutsche Team voran.
  • Trotz solch dynamischer Ballbehandlung bleiben die Deutschen gegen Litauen nur zweiter Sieger.
  • Finnland hingegen war ohne Chance. Mit 9:5 setzte sich die deutsche Auswahl locker durch.
  • Trotzdem wurde nach dem Erfolg der Deutschen gemeinsam gefeiert.

Sie wissen, dass sie zu den wenigen „Auserwählten“ gehören, die sich in der deutschen Meisterschaft für den World Cup qualifizieren konnten, und das macht sie stolz. Und gerade weil Deutschland in diesem Jahr den Weltmeistertitel geholt hat, ist der Empfang sehr herzlich und die Aufmerksamkeit sehr groß. Die deutsche Mannschaft wird von vielen Zuschauern um Fotos und Autogramme gebeten. Die Eröffnungsparade ist ein überwältigendes Ereignis und gehört zu den „wenigen Momenten, die ich in meinem Leben so genossen habe“, sagt Marcel Wagner.

Bei der Parade gehen alle 42 Nationen hintereinander, begleitet von einer Kapelle, vom Regierungsplatz „La Moneda“ zum Austragungsort, der Plaza de la Cuidadania. In der alphabetischen Reihenfolge darf Deutschland, übersetzt Alemania, die Parade anführen. Wie bereits im Sommer bei der FIFA-Weltmeisterschaft in Brasilien auch hier bei der Parade wieder nur auf dem zweiten Rang: die Argentinier, gefolgt von 40 weiteren über den ganzen Erdball verstreuten Nationen. Der Fußball und der Ehrgeiz verbindet die Teams und hilft ihnen die eigenen sozialen Probleme zu vergessen. Hier ist die Armut vieler Leute durchaus „spürbar“. „Beeindruckend ist, dass die Menschen trotzdem glücklich sind“, sagt der 33-jährige Dennis Laws.

Die Spieler sind müde und gleichzeitig von den vielen Eindrücken, die auf sie einwirken, voller Adrenalin und Freude. Als wir uns verabschieden, entbrennt unter den Spielern eine hitzige Diskussion darüber, wie der Duschzyklus nun fortgeführt wird. Wir prognostizieren der deutschen Mannschaft heute einen festen Platz im oberen Drittel des Turniers.

Text: Andreas Knörrer
Fotos: Mauricio Bustamante