„Wir wollen keine Zwei-Klassen-Gesellschaft“

Interview mit Niklaus Kaiser von Rosenburg, Direktor des Hotels Baseler Hof.

(aus Hinz&Kunzt 237/November 2012)

Niklaus Kaiser von Rosenburg, Direktor des Baseler Hofs, im Hotelflur. Wer hier die Zimmer reinigt, erfahren Gäste durch aufgehängte Porträtbilder.

Hinz&Kunzt: Herr Kaiser von Rosenburg, Sie beschäftigen in Ihrem Hotel ausschließlich eigene Reinigungskräfte. Warum?
Niklaus Kaiser von Rosenburg: Wir können uns das leisten, weil unser Haus in der Innenstadt liegt und wir deshalb relativ gleichmäßig ausgelastet sind. Zudem trägt die Eigentümerfamilie das betriebswirtschaftliche Risiko der belegungsschwachen Zeiten.Anderswo wird das auf die Reinigungsfirmen übertragen.

H&K: Wie werden Ihre Reinigungskräfte bezahlt: mit einem festen Stundenlohn oder nach der Zahl der Zimmer, die sie gereinigt haben?
Rosenburg: Wir zahlen einen festen Stundenlohn von durchschnittlich 8,50 Euro. Das liegt deutlich über dem, was der Tarifvertrag für Hotel- und Gastronomieangestellte mindestens festschreibt.

H&K: Gibt es eine Vorgabe, wie viele Zimmer Ihre Reinigungskräfte pro Stunde schaffen müssen?
Rosenburg: Unsere Zimmermädchen bekommen eine Vorgabe: Sie sollen 14 Zimmer in acht Stunden reinigen, inklusive der öffentlichen Bereiche auf ihrer Etage. Aber wenn sie das nicht schaffen, bekommen sie nicht weniger Lohn. Das Problem sind ja die Wartezeiten und wie sie kompensiert werden. Wir können mit eigenen Mitarbeiterinnen leichter sagen: „Wenn gerade kein Zimmer zu reinigen ist, dann geh und mach mal die Sauna sauber.“

H&K: Geht es beim Auslagern der Zimmerreinigung nur ums Geld?
Rosenburg: Der Einsatz einer Reinigungsfirma kostet nicht unbedingt weniger als eigene Mitarbeiter. Einsparungen entstehen nur bei geringer Belegung des Hotels.

H&K: Warum setzen Sie auf eigenes Reinigungspersonal, obwohl es vielleicht teurer für Sie ist?
Rosenburg:Wir wollen keine Zwei-Klassen-Gesellschaft im Haus haben. Und bei uns fühlen sich die Mitarbeiter für ihre Zimmer verantwortlich. Das haben sie bei einer Reinigungsfirma nicht. Wenn bei uns eine Stammkraft aus dem Urlaub zurückkommt, kann es vorkommen, dass sie zur Hausdame geht und fragt: „Wie sehen denn meine Zimmer aus?“

Interview: Ulrich Jonas
Foto: Mauricio Bustamante