Bürobau in Ottensen : Anwohnerprotest ohne Erfolg

Bereits Anfang Oktober werden die Weichen für den Bürobau auf dem Zeise-Parkplatz in Ottensen gestellt. Anwohner forderten bis zuletzt mehr günstigen Wohnraum. Doch der Senat hält an den Bürobauplänen fest.

Zeise
Bereits im Bebauungsplan von 1997 wurde die Fläche neben den Zeisehallen als Gewerbegebiet ausgezeichnet.

Auf dem Zeise-Parkplatz in Ottensen werden voraussichtlich bald Büros statt Wohnungen gebaut. Die Linksfraktion scheiterte am Donnerstag in der Hamburgischen Bürgerschaft mit dem Versuch, eine Büronutzung für das Gelände zu verhindern. Der Antrag wurde von allen anderen Fraktionen im Parlament abgelehnt.

Die Entscheidung über den Verkauf fällt nun am 2. Oktober in der dafür zuständigen Bürgerschaftskommission für Bodenordnung. Die SPD hat dort die Mehrheit und befürwortet die Pläne dort Büros statt Sozialwohnungen zu errichten. Denn in der Vergangenheit seien bereits auf vielen ehemaligen Gewerbegebieten in Altona Wohnungen entstanden. „Vor diesem Hintergrund ist es auch wohnungspolitisch vertretbar, wenn auf dem Zeise-Parkplatz nun doch die ursprünglich geplante Nutzung als Gewerbestandort umgesetzt wird, um dadurch im Bezirk Altona wieder vermehrt Arbeitsplätze zu schaffen“, so die SPD-Fraktion in ihrem Bürgerschaftsantrag.

Die Projektentwickler Procom Invest und Quantum wollen auf der Freifläche neben den Zeisehallen einen Bürokomplex für den Werbekonzern WPP errichten. Dieser will seine in Hamburg ansässigen Agenturen mit mehr als 800 Mitarbeitern unter einem Dach zusammenführen.

Anwohner befürchten allerdings durch die Büroansiedlung einen Wandel in der Nachbarschaft. Sie haben sich zur Initiative Pro Wohnen Ottensen zusammengeschlossen und fordern stattdessen mehr Wohnraum. Dass die Entscheidung jetzt in der nicht öffentlich tagenden Kommission für Bodenordnung gefällt wird, empört sie. „Der Senat inszeniert sich gerne als Befürworter von Bürgerbeteiligung und Transparenz, verscherbelt aber in diesem Fall städtisches Eigentum nach Gutsherrenart im Hinterzimmer – ohne Rücksichtnahme auf die Konsequenzen für die Menschen und bestehende Arbeitsplätze im Stadtteil“, sagt Anwohnersprecher Hauke Sann.

Noch Anfang des Jahres hatten die Projektentwickler von sich aus angekündigt, auf dem Areal neben Gewerbeflächen insgesamt 86 Wohnungen zu errichten. Sogar 41 neue Sozialwohnungen wurden versprochen. Die Abkehr von dieser Zielsetzung sorgt in Ottensen für Unmut. Innerhalb eines Monats sammelte die Initiative 3000 Unterschriften gegen die Bürobaupläne. „Ein Mix aus Wohnen und Arbeiten auf dem Gelände ist doch denkbar“, sagt Sann. „Warum kommt keiner darauf, ein für das Quartier passendes Konzept mit den Anwohnern und der örtlichen Kreativwirtschaft zu entwickeln?“

Text & Foto: Jonas Füllner