Übergabe an Olaf Scholz : Gesichter gegen Wohnungsnot

Landespastorin Annegrethe Stoltenberg hat am Mittwoch die Fotos von über 2000 Menschen an Olaf Scholz übergeben, die Wohnraum für Wohnungslose fordern. Doch der Bürgermeister ignoriert die Aufforderung, das städtische Wohnungsunternehmen Saga GWG in die Pflicht zu nehmen.

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Waren sich uneins über die Lösung der Hamburger Wohnungsnot: Annegrethe Stoltenberg und Olaf Scholz.

Die Perspektiven von Wohnungssuchende in Hamburg sind bedrückend: Viele Hamburger sind dringend auf eine Wohnung angewiesen, finden aber keine. Auch Wohnungen für Wohnungslose, die aus öffentlichen Einrichtungen zurück in ein geregeltes Leben wollen, gibt es viel zu wenige. Die Wartelisten sind lang. Deswegen hat die Diakonie jetzt die Initiative ergriffen und fordert von Bürgermeister Olaf Scholz, endlich Abhilfe zu schaffen. Über 2000 Menschen hatten sich auf dem Kirchentag im Mai fotografieren lassen, um diese Forderung zu unterstützen. Am Mittwoch hat Landespastorin Annegrethe Stoltenberg im Rathaus die Fotos an Scholz übergeben.

2000 Wohnungen jährlich solle das städtische Wohnungsunternehmen Saga GWG an Wohnungslose vergeben. Das ist die Forderung, die Stoltenberg im Rathaus an den Bürgermeister richtet. Bislang waren es stets weniger als die Hälfte. Jede zweite neuvermietete Wohnung von Saga GWG solle an dringend Wohnungssuchende wie zum Beispiel Arbeitslose gehen, also rund 4500 jährlich. Bislang werden nur 19 Prozent der Saga-Wohnungen an diese Sozialmieter vergeben. „Die Saga nimmt ihre soziale Verantwortung nicht richtig wahr!“, sagt Stoltenberg, die auch Herausgeberin von Hinz&Kunzt ist. Dabei sei das Unternehmen „der Schlüssel“, um die Situation von Wohnungslosen zu verbessern. Auch die Boni-Zahlungen für die Entscheider im städtischen Unternehmen sollten davon abhängen, ob Saga GWG soziale Ziele erreicht.

Bürgermeister Scholz ging auf die konkreten Forderungen gar nicht ein. Er versprach nur, mehr Wohnungen bauen zu lassen. „Wenn es nicht mehr Wohnungen gibt, wird es immer enger“, sagte er im Rathaus. Im anschließenden Gespräch mit der Landespastorin unter vier Augen soll er gesagt haben, der Senat müsse sich um alle von der Wohnungsnot betroffenen Menschen kümmern, nicht nur um die Wohnungslosen. Da widerspricht Stoltenberg ihm nicht, wünscht sich aber andere Prioritäten bei der Bekämpfung der Wohnungsnot. Das letzte Wort ist in dieser Angelegenheit zwischen Diakonie und Senat wohl noch nicht gesprochen: „Olaf Scholz weiß, dass wir in Bezug auf die Wohnungsnot ein unnachgiebiger Forderer sind“, sagt Stoltenberg.

Text: Benjamin Laufer
Foto: Mauricio Bustamante