„Hinweise reichen uns“

Wie Bezirksamtsleiter Markus Schreiber gegen „organisierte Bettler“ in der City vorgeht

(aus Hinz&Kunzt 169/März 2007)

Hinz&Kunzt: Wer die Abendblatt-Artikel über die „Bettel-Mafia“ gelesen hat, muss den Eindruck bekommen, in der Innenstadt herrsche die organisierte Kriminalität.

Markus Schreiber: Was kriminell ist oder nicht, muss die Polizei sagen. Uns interessiert das eigentlich nicht. Denn unser Bezirklicher Ordnungsdienst kümmert sich um das Wegerecht. Ob jemand auf der Mönckebergstraße einen Verkaufsstand für Cola aufmacht oder organisiert bettelt, macht für uns keinen Unterschied. Es ist einfach die Sondernutzung öffentlicher Wegefläche, gegen die wir vorgehen.

H&K: Was unterscheidet gewerbliche Bettler von normalen?

Schreiber: Hinter gewerbsmäßigen Bettlern steht eine Organisation. Auch bei den Bettlern mit Hunden hatten wir einen entsprechenden Hinweis.

H&K:Muss der Bezirkliche Ordnungsdienst das auch beweisen können?

Schreiber:Ein Hinweis reicht. Beweisen kann man das wahrscheinlich nicht. Aber zu einem Gerichtsverfahren ist es auch noch nicht gekommen.

H&K:Schließlich werden sich ausländische Bettler kaum einen Anwalt leisten könnten …

Schreiber:Ich wette, Hinz&Kunzt oder das Diakonische Werk würden sie dabei gern unterstützen. Was ich übrigens nicht verstehe. Denn ich glaube, es hilft den „normalen“ Hamburger Bettlern, wenn man gegen diejenigen vorgeht, die gewerbsmäßig organisiert sind.

H&K:Nach den Abendblatt-Artikeln wurden völlig unbeteiligte Bettler als Mafia-Angehörige beschimpft …

Schreiber:Das ist natürlich misslich. Aber ich habe auf die Berichterstattung keinen direkten Einfluss. Man hätte statt „Bettel-Mafia“ auch anders titeln können.

H&K: Wollen die Geschäftsleute, dass Bettler aus der Innenstadt verschwinden?

Schreiber:Die Geschäftsleute können ihre Bedenken äußern. Wenn sie weniger verdienen, weil sich keiner in die Läden traut, geht es ja auch um Arbeitsplätze. Das muss man berücksichtigen. Aber nur wegen der Geschäftsleute Bettler zu vertreiben, das machen wir nicht.

H&K:Wer profitiert von der gewerbsmäßigen Bettelei?

Schreiber: Die Leute hinter den Bettlern. Sie verteilen die Hunde, sammeln eventuell das Geld ein. Aber wie gesagt, das ist eine Vermutung. Es ist nicht bewiesen. Und ich muss es auch nicht beweisen.

Interview: Marc-André Rüssau

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