„Hinterher bereut man alles“

Wolfgang  (49) verkauft seit drei Monaten Hinz&Kunzt und steht gemeinsam mit seiner Verlobten, auch Hinz&Künztlerin, vor dem Aldi-Markt in der Horner Landstraße.

Gerade ist Wolfgang glücklich. Denn seit drei Monaten ist er Opa. Sein Sohn ist Vater eines Jungen geworden. „Meinen Sohn bewundere ich, weil der so viel für seine Familie arbeitet.“ In diesem Moment lassen ihn die blitzenden hellen Augen und die unzähligen Sommersprossen in seinem Gesicht fast schelmisch aussehen.
Wolfgang ist direkt an der Elbe in Altenwerder geboren und in St. Georg aufgewachsen. Ein richtiger „Fischkopp“ sei er, sagt er, wenn man ihn fragt, wo seine Heimat ist. „Ich hatte einfach eine schöne Kindheit.“ Hamburg hat er seitdem nie verlassen.
Nach der Schule macht er eine Bäckerlehre; arbeitet aber nicht lange in dem Beruf, weil er das frühe Aufstehen nicht mehr aushält. Danach hat er viele weitere Jobs, zuletzt in einer Möbelfirma. Doch irgendwann muss er auch diese Tätigkeit abbrechen, da er aufgrund des vielen Rauchens Durchblutungsstörungen in den Beinen hat.
Seit seiner Jugend raucht er Kette, zeitweilig vier Schachteln täglich, und er trinkt viel Alkohol. Oft zu viel. „Ich bin an die falschen Freunde geraten“, sagt er heute. Er raucht weiter, bis er eines Tages nach der Arbeit einfach umkippt.
Vier Operationen musste er sich schon unterziehen und bei der letzten hätte ihm fast das Bein amputiert werden müssen. „Das haben die aber Gott sei Dank noch mal hingekriegt“, sagt er dankbar. Seinen Zigarettenkonsum hat er auf eine Schachtel täglich reduziert – und er will es schaffen, schon bald ganz damit aufzuhören. Nicht mehr so viel Alkohol trinken – das hat er schon geschafft. „Ich habe von heute auf morgen einfach aufgehört“, sagt er stolz. Und er weiß auch warum: Seine erste Ehe ist aufgrund des Alkoholproblems zerbrochen, und auch seine letzte Wohnung hat er deswegen verloren. „Hinterher bereut man alles“, sagt er.
Die vergangenen vier Jahre hat er mit seiner Verlobten bei seinem Bruder gelebt. Doch mit dem gab es viel Streit, und deshalb sind die beiden vor einigen Tagen ausgezogen. Seitdem schlafen sie im Auto. Probleme hat Wolfgang immer mal wieder. Zum Beispiel, wenn seine Verlobte manchmal verschwindet. Das macht ihn traurig: „Sie ist dann einfach für ein paar Tage weg. Sie braucht halt ihre Freiheit.“ Zusammen suchen sie nun eine Wohnung, damit Wolfgang wieder in der eigenen Küche kochen kann. Denn das tut er gerne – am liebsten Fleischrouladen mit Kartoffelbrei.

H&K: Wo ist dein Lieblingsplatz in Hamburg?
Wolfgang: In St. Georg. Dort treffe ich mich mit Freunden und wir trinken was. Ich trinke dann aber nur Cola.

H&K: Wie möchtest du in fünf Jahren leben?
Wolfgang: Zusammen mit meiner Verlobten in einer eigenen Wohnung. Am liebsten in St. Georg.

H&K: Was hast du im Moment in der Hosentasche?
Wolfgang: Einen Glückspfennig. Den hat meine Verlobte gefunden und mir gegeben. Der muss einfach Glück bringen.